Stolz prangt an den vorderen Kotflügeln ein dynamisches «Z» – das Logo für ein Modell aus der Mailänder Carozzeria Zagato. Wir haben zwei der meist gebauten Zagato-Modelle ausgewählt, die zu (noch) erschwinglichen Preisen auf dem Markt sind und jede Menge Emotionen auf der Strasse wie auf dem Parkplatz ausstrahlen.
Vor mehr als hundert Jahren gründete Ugo Zagato im Alter von 29 Jahren die Carozzeria Zagato in Mailand. Ein Studium für Industriedesign in Mailand sowie seine Beschäftigungen beim Karosseriebauer Versina (Bus- und Lastwagenaufbauten) und beim Flugzeughersteller Officine Aeronatiche Ansaldo-Pomilio prägten seinen weiteren Werdegang. Konsequent setzte er bereits bei den ersten Schöpfungen, die er für Alfa Romeo bauen durfte, auf Leichtbau, geringen Luftwiderstand und niedrigen Schwerpunkt. Ein Erfolgskonzept, gewannen doch Zagato Sportwagen, die auf Chassis von Alfa Romeo aufgebaut waren, mehrfach das berühmte Langstreckenrennen Mille Miglia. Die Erfolge im Rennsport machten den Namen Zagato in der Automobilwelt bekannt. Sie ebneten den Weg für das Familienunternehmen Zagato, nicht nur Prototypen und Einzelmodelle zu fertigen, sondern im Auftrag von grösseren Herstellern Kleinstserien zu bauen. Neben der Zusammenarbeit mit italienischen Marken wie Alfa Romeo, Ferrari und Lancia entstand so auch eine enge Kooperation zu britischen Marken. Berühmtestes Beispiel der Aston Martin DB4 GT Zagato, gezeichnet als Erstlingswerk vom jungen Chefdesigner Ercole Spada, der als eine der schönsten Schöpfungen im Automobilbau gilt.
Basierend auf der Technik und Bodengruppe des grazilen Lancia Fulvia Coupé schuf Zagato Chefdesigner Ercole Spada 1965 ein charaktervolles Fliessheck-Coupé. Es fasziniert durch eine leichte und aerodynamische Karosserie, die mit fliessenden Linien und geschwungenen Konturen einen eigenständigen Charakter zeigt. Ebenso vermittelt das Interieur italienisches Flair von zeitloser Eleganz. Die analogen Rundinstrumente machen Laune und die schalenförmigen Sitze sorgen für Komfort und Halt. Ein cleveres Komfort-Detail steckt in der Heckklappe, die sich für gute Durchlüftung stets einen Spalt weit öffnen lässt.
Und das Fahren macht Spass, vor allem auf kurvigen Strassen. Die überzeugende Kombination aus einer leichten Karosserie sowie einem Frontantrieb mit weit vorne platziertem, hochdrehendem Motor sorgen für Grip, Agilität und Handling der Extraklasse.
Insgesamt wurden von diesem Modell im Zeitraum von 1965 bis 1972 über 7100 Einheiten im Zagato Karrosseriewerk in Terrazzano di Rho bei Mailand gebaut. So viele wie von keinem anderen Zagato Modell je. Der Grossteil, nämlich 6300, wurden mit dem 90 PS starken 1,3 Liter-Motor ausgerüstet. Die restlichen 800 liefen ab 1971 mit dem 114 PS starken 1,6 Liter Motor vom Band. Der gleiche V4-Motor kennen wir aus dem Rallyesport, wo Lancia mit dem Fulvia HF Coupé unzählige Rennen gewann, so auch 1972 die Rallye Monte Carlo.
Ende der 1980er-Jahre verlor Alfa Romeo sukzessive an Glanz und Begehrlichkeit. Und als 1986 die Mailänder Marke von Fiat übernommen wurde, entstand das Projekt eines zweisitzigen Sportwagens. Es sollte ein Revival an die glorreichen Zeiten mit dem Alfa Romeo Giulietta Sprint Zagato aus den frühen 60er-Jahren werden. Für das Design und die Produktion wurde Zagato beigezogen in Kooperation mit den Designstudios von Fiat und Alfa Romeo. Für den technischen Bereich sorgte Alfa Romeo. Das führte zu einer komplexen Struktur der involvierten Parteien. Dazu kam die Vorgabe der Geschäftsleitung, ein ausgefallenes, Aufsehen erregendes Modell zu entwickeln.
So dauerte es bis zum Genfer Automobilsalon von 1989, als das neue Alfa Sport-Coupé S.Z. mit dem Code ES 30 (Experimental Sportscar 3.0 Litre) der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Enthüllt wurde ein scharfer Keil mit grimmiger Front und sechs kleinen Schweinwerfern, der traditionelle Designvorstellungen über den Haufen warf. Nicht erstaunlich, bekam der S.Z. intern den Nicknamen «Il Mostro».
Als Antrieb dient weitgehend die Technik und der Antrieb des Alfa Romeo 75. Allerdings wurde die Leistung des 3,0 Liter V6 um 40 PS auf 210 PS angehoben. Wie üblich war Zagato um ein leichtes Fahrzeug bemüht. Neben einer leichteren Karosserie aus mit Glasfaser verstärktem Kunststoff wurden auf sämtliche elektronischen Stabilitäts- und Traktionskontrollen verzichtet. Das Resultat war ein Leergewicht von 1260 kg, eine Beschleunigung von 0–100 km/h in sieben Sekunden und eine Spitze von 245 km/h, gepaart mit einem sehr agilen Handling.
Die Vorgabe, einen coolen Sportwagen mit Alltagsqualitäten zu entwickeln, wurde mit dem Alfa Romeo S.Z. vollumfänglich erfüllt. Und ob die Modelle von Zagato gefallen oder nicht, ein hohe Beachtung finden sie allemal.
Text & Bilder: Christoph Bleile