Geneva International Motorshow 2024 - Der Autosalon lebt

Vom 26. Februar bis 3. März öffnete der internationale Genfer Automobilsalon erstmals wieder seit der Covid bedingten Absage 2020 seine Tore. Die Zahl der Aussteller war zwar sehr überschaubar, das Publikumsinteresse aber trotzdem beachtlich.

Rund 170 000 Besucherinnen und Besucher strömten an den sechs Messetagen in den Palexpo. Dazu reisten für den Pressetag über 2000 Medienvertreter aus der ganzen Welt nach Genf. Sie bekamen zum 100-Jahr-Jubiläum eine gemessen an der Vergangenheit bescheidene GIMS zu sehen. Auch wenn sie nach vier Absagen in Folge einen Grossteil ihres üblichen Glanzes eingebüsst hat, gab es trotzdem die eine oder andere interessante Neuheit zu begutachten. Als einziger grosser europäischer Hersteller war die Renault Group mit seinen beiden Marken Renault und Dacia vertreten. Ihr Chef Luca de Meo betonte dabei, dass er Automessen immer noch für sehr wichtig und zeitgemäss halte. Gefallen haben dürfte dem Topmanager auch, dass sich die Aufmerksamkeit der Presse und der Besucher auf die beiden Weltpremieren Renault 5 und Dacia Duster fokussierten. Ausserdem standen etwa das amerikanische Elektro-Start-up Lucid sowie die beiden chinesischen Hersteller BYD (Build Your Dreams) und MG im Scheinwerferlicht.

In der Halle 1 gab es viele Raritäten aus den Bereichen Sportwagen und Classic Cars zu bestaunen.
In der Halle 1 gab es viele Raritäten aus den Bereichen Sportwagen und Classic Cars zu bestaunen.
Der junge US-Elektro-Hersteller Lucid zeigte das Luxus-SUV Gravity mit sieben Sitzen, 725 kW (1000 PS), 118-kWh-Batterie, 900-Volt-Technik und über 700 km Reichweite. Der Gravity kommt allerdings erst in der zweiten Jahreshälfte 2025 auf den Schweizer Markt und dürfte im Bereich von CHF 90 000.– kosten.
Der junge US-Elektro-Hersteller Lucid zeigte das Luxus-SUV Gravity mit sieben Sitzen, 725 kW (1000 PS), 118-kWh-Batterie, 900-Volt-Technik und über 700 km Reichweite. Der Gravity kommt allerdings erst in der zweiten Jahreshälfte 2025 auf den Schweizer Markt und dürfte im Bereich von CHF 90 000.– kosten.

Eine Ikone kehrt zurück

Renault bringt den ikonischen R5 zurück auf die Strasse. Die Neuauflage kommt als reiner Stromer (E-Tech Electric) voraussichtlich im Spätherbst dieses Jahres in die Schweiz. Es werden drei Leistungsstufen zur Auswahl stehen: 70 kW (90 PS), 90 kW (120 PS) und 110 kW (150 PS). Für eine sehr ordentliche Autonomie sorgen entweder eine 40 kWh grosse Batterie für rund 300 Kilometer Reichweite oder ein 52-kWh-Akku für 400 Kilometer. Zusätzlich angekündigt wurde die Performance-Version «Alpine». Die Optik des neuen Renault 5 ist futuristisch, aber mit Retro-Applikationen versehen. Die Preise für die elektrische Stilikone sind zwar noch keine bekannt, doch soll das Einstiegsmodell bereits ab rund CHF 26 000.– zu kaufen sein. Die Renault- Verantwortlichen wollen, dass auch der neue R5 insbesondere als Zweitwagen und für junge Menschen erschwinglich ist.

Neben dem R5 präsentierte Renault in Genf das schnittige SUV-Coupé Rafale, das neue Flaggschiff der Marke mit dem -Rhomus-Logo, sowie den Scenic E-Tech Electric, der als «Car of the Year» ausgezeichnet wurde.

Renault Group CEO Luca de Meo präsentierte den vollelektrischen R5.
Renault Group CEO Luca de Meo präsentierte den vollelektrischen R5.
Car of the Year: das Elektro-SUV Renault Scenic.
Car of the Year: das Elektro-SUV Renault Scenic.

Dacia mit drei Premieren

Die rumänische Renault-Tochter Dacia brachte gleich drei Weltpremieren an den Genfersee. Auch die dritte Generation des Kompakt-SUV Duster dürfte zu einem Verkaufserfolg werden. Der neue Duster steht auf der variablen CMF-B-Plattform und wird erneut als 4x4-Version und mit Front-antrieb (4x2) angeboten. Mit seiner neuen Optik deutet er seine Offroad-Talente (bis zu 21,7 cm Bodenfreiheit) und Vielseitigkeit an. «Er wird weiterhin das beste Preis-Leistungs-Verhältnis in seiner Klasse bieten», betonen die Verantwortlichen. Erstmals wird der Duster mit einem 140 PS starken Hybridantrieb erhältlich sein. Damit können 80 Prozent der Strecken im Stadtverkehr rein elektrisch gefahren und bis zu 40 Prozent Treibstoff eingespart werden. Auch das Interieur wurde deutlich aufgewertet, u. a. mit dem 10-Zoll-Touchscreen über der Mittelkonsole. Voraussichtlich wird der neue Duster diesen Sommer zu den Schweizer Händlern rollen.

Mit der Markenoptik versehen ist jetzt auch der neue Dacia Spring. Er bleibt mit einer Länge von nur 3,70 Metern sehr kompakt, verfügt aber trotzdem über ein ordentliches Kofferraumvolumen von 308 Litern. Neu ist auch das 7-Zoll-Fahrerdisplay sowie der optionale 10-Zoll-Multimedia-Bildschirm. Sogar das bidirektionale Laden beherrscht der Elektro-Floh. Angetrieben wird der Spring unverändert von einem 45-PS- oder 65-PS-Elektromotor.

Weiter hegt Dacia auch hohe sportliche Ambitionen. Bei der Rallye Dakar, der härtesten Wüstenrallye der Welt, will die rumänische Renault-Tochter im nächsten Jahr mit dem Sandrider an der Spitze mitmischen. Präsentiert wurde das Fahrzeug im Palexpo vom neunfachen Rallye-Weltmeister Sébastien Loeb. Mit Dacia will der 50-jährige Franzose seinen Traum von einem Dakar-Triumpf endlich verwirklichen.

Der Elektro-Kleinwagen Dacia Spring trägt das neue Markengesicht.
Der Elektro-Kleinwagen Dacia Spring trägt das neue Markengesicht.
Dacia präsentierte in Genf erstmals den Kompakt-SUV Duster und den Elektro-Kleinwagen Spring.
Dacia präsentierte in Genf erstmals den Kompakt-SUV Duster und den Elektro-Kleinwagen Spring.

MG und BYD kommen in die Schweiz

Die Geschichte von MG begann bereits vor 100 Jahren. Diesen Geburtstag feierte die inzwischen in chinesischem Besitz befindliche Marke an der GIMS mit dem coolen Roadster Cyberster und dem Kleinwagen MG 3 Hybrid Plus. In der Topversion wird der Zweisitzer von zwei zusammen 544 PS (400 kW) starken Elektromotoren über vier Räder angetrieben. Diese katapultieren ihn in nur 3,2 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Die etwas schwächere Version leistet 340 PS (250 kW) und benötigt zwei Sekunden länger. Mit einer Kombination aus 1,5-Liter-Benzinmotor (102 PS/75 kW) und einem 100-kW-Elektromotor (136 PS) wartet der 4,11 Meter kurze MG 3 Hybrid plus auf. Für die Kraftübertragung sorgt ein 3-Gang-Automatikgetriebe. Der Verbrauch soll bei 4,4 l/100 Kilometer liegen. MG kommt in Kürze offiziell in die Schweiz. Importiert wird die Marke von Astara. Den Anfang machen MG4 (51 kWh ab CHF 28 990.– und 77 kWh ab CHF 38 490.–), MG Marvel R (ab CHF 43 990.–) und MG ZS (ab CHF 17 990.–), später folgen Cyberster und MG3.

Die ambitionierte Automarke BYD (Build Your Dreams) war vor 16 Jahren erstmals im Genfer Palexpo vertreten. Dieses Mal zeigten die Chinesen den neuen Seal U DM-i als Plug-in-Hybridversion des voll-elektrischen SUV Seal U. Dank der Kombination aus Verbrennungsmotor mit 109 PS (80 kW) und E-Motor mit 145 kW (197 PS) sollen bis zu 115 Kilometer rein elektrisch zurückgelegt werden können und die Gesamtreichweite über 1000 Kilometer betragen. Die Markteinführung in Europa soll bereits im zweiten Quartal 2024 erfolgen. Zudem zeigte BYD seine Luxusmarke mit dem 1100 PS (809 kW) starken SUV Yangwang U8 (0–100 km/h in 3,6 Sekunden). Wie in Genf offiziell bekannt wurde, wird die Emil Frey Gruppe die BYD-Autos in die Schweiz importieren. Damit vertritt die Emil Frey Gruppe neben Toyota, Lexus, Jaguar/Land Rover, Kia, Mitsubishi, Suzuki, Subaru und die Stellantis-Marken Citroën, DS, Peugeot und Opel eine weitere gewichtige Automarke in der Schweiz.

Der US-Elektrospezialist Lucid brachte sein erstes Elektro-SUV mit nach Genf. Der Gravity soll mit einer Batterieladung bis zu sieben Erwachsene bis zu 700 Kilometer weit bringen. Ausserdem stellten die Amerikaner mit dem Air Sapphire eigenen Angaben zufolge die erste Luxus-Sportlimousine vor, die von drei Motoren angetrieben wird.

Der bis zu 544 PS starke Elektro-Roadster MG Cyberster (0 auf 100 km/h in 3,2 Sekunden) wird ab November 2024 auch in der Schweiz zu kaufen sein. Preislich dürfte es für die Basis­version mit 340 PS und Heckantrieb bei rund CHF 60 000.–  liegen.
Der bis zu 544 PS starke Elektro-Roadster MG Cyberster (0 auf 100 km/h in 3,2 Sekunden) wird ab November 2024 auch in der Schweiz zu kaufen sein. Preislich dürfte es für die Basis­version mit 340 PS und Heckantrieb bei rund CHF 60 000.–
liegen.
Der chinesische Hersteller IM Motors brachte seine Elektro- Oberklasse-Limousine IM L7 mit an den Genfersee. Bereits in der Basisversion ist ein 98-kWh-Akku verbaut, der eine Reichweite von 620 Kilometern verspricht. Die Version Pro verfügt über eine 118-kW-Batterie mit fast 1000 Kilometern Reichweite.
Der chinesische Hersteller IM Motors brachte seine Elektro- Oberklasse-Limousine IM L7 mit an den Genfersee. Bereits in der Basisversion ist ein 98-kWh-Akku verbaut, der eine Reichweite von 620 Kilometern verspricht. Die Version Pro verfügt über eine 118-kW-Batterie mit fast 1000 Kilometern Reichweite.

Fahren ohne Führerausweis

Das Schweizer Elektromobilitäts-Unternehmen Micro präsentierte im Palexpo seinen Leichtbau-Stromer Microlino als Lite genannte L6e-Version. Das Besondere daran: Die Höchstgeschwindigkeit des Lite ist auf 45 km/h begrenzt. Das eröffnet auch Personen ohne Autoführerschein die Möglichkeit, sich wettergeschützt fortzubewegen. Die Basisversion wird ab Frühsommer 2024 zu einem Einstiegspreis von CHF 149.– pro Monat angeboten. Die beiden Akkugrössen (5,5 oder 11 kWh) bieten eine Reichweite von 100 oder 180 Kilometern. Gebaut wird der Microlino in Turin.

Fahren ohne Führerschein mit dem Microlino L6e.
Fahren ohne Führerschein mit dem Microlino L6e.

Auch ACS präsent

Im Herzen der GIMS 2024 war auch der ACS präsent. Zusammen mit strasseschweiz, dem AGVS (Auto Gewerbe Verband Schweiz), und Avenergy teilte er sich einen gut besuchten Stand, der am Eröffnungstag auch von Bundesrat Albert Rösti beehrt wurde. Die Simrace-Simulatoren erfreuten sich dabei grosser Beliebtheit. ACS Generalsekretär Fabien Produit meint zur GIMS 2024: «Um eine pompöse Wiedergeburt zu feiern, fehlten natürlich einige grosse europäische Marken. Angesichts des Erfolgs der Stände von Renault und Dacia kann man aber davon ausgehen, dass die nächste Ausgabe 2025 einige Überraschungen bereithalten wird. Ein grosses Lob geht an die Organisatoren und Aussteller, die sich dafür eingesetzt haben, dass die GIMS wiederbelebt werden konnte.»

Im Herzen der GIMS: Der ACS Stand mit Ferrari und Simrace-Simulatoren.
Im Herzen der GIMS: Der ACS Stand mit Ferrari und Simrace-Simulatoren.

Text und Bilder: Markus Rutishauser, Chefredaktor

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