Fahrbericht Mercedes-Benz EQE 350 4Matic SUV

Der perfekte Allrounder

Sie sind sich nicht ganz unähnlich, die EQ-Modelle von Mercedes-Benz; vor allem EQE und EQS sind für manche erst auf den zweiten Blick auseinanderzuhalten. Von beiden Limousinen gibt es auch eine SUV-Variante: Der EQE SUV vervollständigt seit diesem Frühjahr das Oberklasse-Quartett.

Die Vorgabe für die Entwickler: Einen sportlicheren Allrounder als den luxuriösen EQS zu schaffen. Der EQE SUV soll neben Luxus und Hightech vor allem Fahrspass bieten: Ein hochgestecktes Ziel für einen mehr als zweieinhalb Tonnen schweren Elektrowagen. Und dabei geht es auch um Effizienz – nicht nur um Strom zu sparen, sondern um die Leistung perfekt auszunutzen. Mercedes ist bei der Aerodynamik führend, hat intensiv an diesem SUV gearbeitet; so konnte ein cw-Wert von 0,25 erreicht werden. Ausgeklügelte Lufteinlässe, Seitenschweller und Radspoiler bewirken einen geschlossenen Strömungsverlauf über den Radaussparungen mit dem so genannten Air Curtain.

Der Unterboden ist komplett verkleidet und das Heck läuft nahezu tropfenförmig aus. Wer jedoch 22-Zoll-Räder anstatt der 19-Zoll-Aerostar-Räder auswählt und das Auto ohne Trittbretter und weiteren Extras bestellt, kommt im ungünstigsten Fall auf einen Wert von 0,28. Das kostet im WLTP-Zyklus 16 Kilometer Reichweite.

Intelligente Klimatisierung

Um bei der Klimatisierung deutlich zu sparen, ist serienmässig eine Wärmepumpe eingebaut, die Abwärme der Batterie wird genutzt. Zudem erkennt das Auto, ob nur der Fahrer oder auch weitere Passagiere eine Klimatisierung benötigen. Bis zu sechs Prozent Einsparung bringt eine Disconnect-Unit, die beim Allradmodell die Vorderachse binnen 240 Millisekunden vom Antrieb abkoppeln kann.

Im Innenraum wird viel Wert auf Hightech gelegt – etwa mit dem riesigen «Hyperscreen», integrierter ZYNC-Streaming-Plattform und dem Burmester-3-D-Surround-Soundsystem. Im sehr gut ablesbaren Head-up-Bildschirm sind die wichtigsten Informationen gebündelt und lenken den Blick nicht unnötig von der Fahrbahn. Bis auf die Tempolimit-Erkennung funktionieren die Systeme fehlerfrei. Materialien und Verarbeitung geben insgesamt keinen Anlass zur Kritik: Man fühlt sich wohl.

Und auch das Fahren macht Spass. Der EQE SUV 350 mit 215 kW (292 PS) und 765 Nm Drehmoment ist in puncto Leistungsentfaltung völlig ausreichend, wenn man dieses Auto als Luxusfahrzeug begreift. Wer richtig brutale Beschleunigung erleben will, kann auf den EQE SUV 500 mit 300 kW (408 PS) zurückgreifen – oder gleich das AMG-Modell nehmen.

Reichweiten und Schnellladen

Der von Mercedes angegebene WLTP-Verbrauch konnte bei der von uns getesteten Version EQE 350 4Matic problemlos unterboten werden: Wir haben rund 19 kWh auf 100 Kilometer geschafft, statt der angegebenen 22,4 kWh. Die reale Reichweite kombiniert liegt mit einer vollen Batterie bei 370 km im Winter und 490 km im Sommer. An einer Schnellladestation (DC) kann die Reichweite innerhalb von 28 Minuten wieder von 44 auf 348 km angehoben werden.
Mit den Schaltpaddeln am Lenkrad kann die Rekuperation nach Geschmack eingestellt werden: D plus für Freilauf, D minus für das etwas klebrige «One-Pedal»-Gefühl, D mit harmonischer Rekuperation. Oder man lässt den EQE in D Auto selbst entscheiden. Die EQE-Bremse kann übrigens bis 255 kW rekuperieren, bevor die hydraulische Bremse einsetzt.

Auf kurviger Überlandstrasse und auch auf der Autobahn funktioniert die Luftfederung Airmatic mit kontinuierlicher Verstelldämpfung ADS+ nahezu perfekt, auch grössere Schlaglöcher und Aufpflasterungen werden souverän geschluckt. Im komfortbetonten Comfort- und Eco-Modus wirken Fahrwerk und Lenkung etwas entkoppelt, es fehlt das Gefühl für die Strasse. Im Individual- und im Sport-Modus lässt sich das korrigieren. Übrigens kann das Auto im Offroad-Modus um drei Zentimeter angehoben werden.

Mit dem kürzerem Radstand als bei der Limousine und der Hinterradlenkung lassen sich die stattlichen 2,5 Tonnen übrigens auch erstaunlich agil bewegen. Der Wendekreis verringert sich mit der Zehn-Grad-Hinterachslenkung von 12,3 auf 10,5 Meter, was insbesondere in Parkhäusern und Tiefgaragen beim Ein- und Ausparken ungemein hilfreich ist.

FAZIT

Für die von uns getestete Variante EQE 350 4Matic gilt: Auch dieser SUV kann mit den bewährten Mercedes-Werten überzeugen – und unter den EQE- und EQS-Modellen nimmt der EQE SUV sicher die Position des perfekten Allrounders ein. Die Preise beginnen bei CHF 106'800.-. Unser Testwagen fordert wegen des umfangreichen «AMG Line Premium Plus»-Pakets allerdings ganz schön üppige CHF 136'449.- ein.

Text mru/cen/mkn / Bilder Markus Rutishauser

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