BMW M5 - die ersten vier Generationen der bayerischen Superlimousinen

Der Sechszylinder braucht etwas länger, um in Gang zu kommen. Danach pendelt er sich auf einen eher unregelmässigen Leerlauf ein. Lässt man jedoch das Gaspedal los, beschleunigt er mitreissend. Oberhalb von 3'000 U/min schiebt er mit überraschender Kraft an. Dabei ertönt der charakteristische BMW-Reihensechszylinder-Sound. 

Bei 6'500 U/min steigert sich dieser Sound bis in den roten Bereich. Die Beschleunigung presst den Körper spürbar in den Sitz. Das ist mehr Energie, als man von einem Auto dieser Epoche und Leistung erwarten würde.

Aber der Spass beginnt in den Kurven, denn der erste M5 vermittelt sofort ein angenehmes Gefühl von Kompaktheit und Leichtigkeit (er wiegt 1'430 kg). Man fühlt sich sofort an ihn gefesselt, auch wegen der überraschenden Präzision, mit der man seine Bahnen ziehen kann. Wenn man das Tempo erhöht, tanzt man buchstäblich auf Zehenspitzen durch die Kurven. Das passiert trotz eines Reifens, der alles andere als sportlich ist.

Die echten und vorhersehbaren Reaktionen laden dazu ein, das Tempo weiter zu erhöhen. Man wird ermutigt, den Motor voll auszunutzen. Das gilt auch in anspruchsvollen Kurven, sowie auf nassem Asphalt. Trotz der fehlenden elektronischen Steuerung bleibt das Vertrauen hoch. Denn was auch immer geschieht, am Steuer des E28 fühlt sich alles intuitiv und progressiv an, mit einer „Langsamkeit“, die man im Vergleich zu den modernen Autos nicht mehr kennt. 

Natürlich muss man mit den Pedalen, dem Lenkrad und einem Schalthebel mit besonders langen Schaltvorgängen hart arbeiten. Es ist ein Fahrgefühl, dass man mit einem Wort zusammenfassen kann: Authentizität.

Bei Kurvenfahrten erweist sich der E34 als ausgewogen und berechenbar. Die Lenkung ist zwar nach heutigen Massstäben nicht besonders leichtgängig, harmoniert aber gut mit der Abstimmung und macht jegliches Übersteuern leicht beherrschbar. Es ist eine Berechenbarkeit, die es erlaubt, die Grenzen des Autos auszuloten. Man fühlt sich nicht überfordert, während die Wankbewegungen für ein Fahrzeug dieser Ära besonders zurückhaltend sind.

Der E34 M5 wurde nicht für den Angriff auf die Rennstrecke konzipiert, sondern um lange Strecken bei hohen Geschwindigkeiten mit grösstmöglichem Komfort zurückzulegen. Er bietet in Kurven eine gewisse Genugtuung. Dabei fährt er im Namen der hohen Leistung. Diese Leistung wird mit diskreter Zurückhaltung gezeigt. Über 11.000 Exemplare wurden produziert, davon nur 891 mit Touring-Karosserie, was ihn zu einem der seltensten und begehrtesten „historischen“ BMW macht.

Beim Fahren zeichnet sich der V8 durch seine sanfte und progressive Entfaltung mit einem baritonalen Klang aus. Trotz der 400 PS ist die Leistung überschaubar und niemals einschüchternd, dank eines präzisen Sechsgang-Schaltgetriebes, dass die Beteiligung des Fahrers betont.

Was den E39 einzigartig macht, ist seine Ausgewogenheit zwischen Leistung und Komfort. Die gut abgestimmte Aufhängung (ohne elektronische Anpassung) absorbiert Unebenheiten der Fahrbahn. Das Verhalten bleibt berechenbar und harmonisch. Selbst bei Übersteuerung ist das Verhalten des Fahrzeugs leicht zu kontrollieren und vermittelt auch im Grenzbereich Vertrauen. Die Lenkung, die auf einem Kugelumlaufsystem basiert, ist zwar nicht sehr direkt und präzise, dafür aber sehr exakt bei hohen Geschwindigkeiten.

Die dritte Generation des M5 setzt einen Massstab für Superberliner und kann als Sinnbild einer Ära betrachtet werden. Der Fahrspass stand im Mittelpunkt des Designs und bietet ein analoges Erlebnis, dass nach wie vor relevant und einnehmend ist. Es überrascht nicht, dass er mit nicht weniger als 20'482 verkauften Exemplaren ein grosser Erfolg war.

Im Leerlauf ist der V10 bei niedrigen Drehzahlen erstaunlich sanftmütig. Er erlaubt ein entspanntes Fahren. Drückt man auf das Gaspedal, nimmt der Schub allmählich zu. Der Schub wird begleitet von einem unverwechselbaren Klang. Es ist jedoch viel leiser, als man erwarten würde. Auch die Leistung erscheint nicht exorbitant, wenn man sie genau betrachtet. Der Fehler mag beim SMG-Getriebe liegen, dass damals eine bahnbrechende Lösung war. Heute sind die Schubunterbrechungen zwischen den Gängen nicht sehr sanft, was den Rhythmus des Fahrens unterbricht und etwas von der Begeisterung nimmt.

Die Abstimmung des E60 zeichnet sich durch eine gute Balance aus. Sie bietet eine spürbare Berechenbarkeit im Grenzbereich. Allerdings leidet die Abstimmung unter einem Mangel an Dämpfungsvermögen. Dieser Mangel macht den fantastischen Kompromiss zwischen Komfort und Sportlichkeit der vorherigen Generationen zunichte.