Anfangs der 1960er- Jahre sorgte die Alfa Romeo Giulietta Sprint Zagato für Furore. Über 200 des kompakten Renners wurden gebaut – aber nur gerade 30 mit dem abgeschnittenen Heck «Coda Tronca». Alexander Vonow ist stolzer Besitzer einer solchen Rarität.
Bemerkenswert und wohl einmalig ist die Entstehung des raren Sprint Zagato. 1956 war Dore Leto di Priolo an der Mille Miglia mit seiner Giulietta Sprint Veloce in einen Unfall verwickelt. Für den Aufbau des Wracks beauftragten nun Alfa Romeo den Karosseriespezialisten Elio Zagato mit der Vorgabe, ein möglich leichtes Rennsportmodell zu schaffen. Denn gerade im Wettbewerb der 1,3 Liter Klasse zählte jedes eingesparte Kilogramm doppelt. Ein Auftrag, den Zagato anspornte und er schuf einen kompakten, windschlüpfrigen Renner mit einer steifen Aluminium-Karosserie und einem Leergewicht von rund 800 kg. In Kombination mit dem drehfreudigen 1,3 Alu-Motor, der 101 PS bei 6000 Touren liefert, war dies ein Garant für Erfolge auf der Rennstrecke.
Allerdings ergaben Messungen, dass die Topgeschwindigkeit des eher rundlichen Sprint Zagato noch zu verbessern wäre. Elio Zagato und vor allem der junge Ercole Spada befassten sich ein zweites Mal intensiv mit der der Formgebung der Alfa Romeo SZ und optimierte dessen Aerodynamik. So berechnete er alle Querschnitte des Wagens in Abständen von 10 cm. Die neue Karosserie mit dem abgeschnittenen Heck und dem Beinamen «Coda Tronca», ist 4 cm niedriger und 14 cm länger als die bekanntere Sprint Karosserie. Zusätzlich hat die Langheck-Version eine aerodynamischere Front. Bei gleichbleibender Motorleistung gewinnt damit der Coda Tronca 12 bis 15 km mehr an Spitzengeschwindigkeit und erreicht Werte bis 215 km/h.
Ob rund oder abgeschnitten, die Alfa Romeo Giulietta Sprint Zagatos dominierten anfangs der 1960er-Jahre im Motorsport und siegten auf der Rundstrecke, am Berg und selbst in Rallyes. Sie erzielten unzählige Klassen- und Gesamtsiege und gewannen die Sportwagen-Weltmeisterschaft in der Klasse bis 1,3-Liter in den Jahren 1962 und 1963.
Einer der wenigen Glücklichen, die einen der raren Alfa Romeo Giulietta Sprint Zagato Coda Tronca besitzen und regelmässig bewegen, ist der Schweizer Alexander Vonow aus Berikon. Der sogenannte SZ2 mit dem Chassis AR 10126*00183* verliess das Werk in Mailand am 16. Februar 1962 und wurde über Alfa Romeo Svizzera in Agno an den AR-Händler Pierre Scaramiglia in Genf verkauft. Eingelöst wurde der strassentaugliche Rennsportwagen am 11. April 1962 mit dem Kontrollschild GE 2242. P. Scaramiglia war auch ein bekannter Rennfahrer, der für die Scuderia Filipinetti sowie für die Ecurie La Meute fuhr. 1963 nahm er mit seiner SZ2 an diversen internationalen Rennen wie Spa-Francorchams, Solitude oder Monza teil.
Nach mehreren Besitzern wurde der weisse Renner im Jahre 2003 vom bekannten Motorsport-Enthusiasten und Gründer von Honda Suisse, Claude Sage, erworben. Es erfolgte eine komplette Restaurierung von diversen Spezialisten aus der Schweiz, die vorzüglich gelang. Der Sieg 2006 beim weltberühmten Concurso d’Eleganza Villa d’Este in der Kategorie «Low powered Sports Car» ist bester Beweis dafür.
Seit März 2018 ist Alexander Vonow der sechste Schweizer Besitzer der seltenen, weissen AR Giulietta Sprint Zagato «Coda Tronca» und setzt diesen aussergewöhnlichen «Grand Tourismo» regelmässig bei historischen Motorsport- und Classic-Events ein. Und da er ja strassentauglich ist, zählt jeweils die Reise auf eigener Achse an den Anlass schon zu einem Erlebnis der besonderen Art.
«Den SZ2 haben meine Frau Aenny und ich sofort ins Herz geschlossen. Er ist sowohl ein kompakter schnittiger Grand Tourismo wie eben auch ein schneller Renn-Sportwagen seiner Zeit. Somit können wir mit dem Zagato auf der Strasse zu den historischen Events fahren, was wir sehr schätzen und geniessen» meint Alexander Vonow und meint schmunzelnd: <Den «Coda Tronca> werden wir noch eine Weile in unserem Haushalt behalten».
Text: Christoph Bleile
Bilder: Christoph Bleile, zVg