Auch im Winter sind Bergseen traumhafte Ausflugsziele. Im Berner Oberland lohnt sich die Probe aufs Exempel. Zwei von vielen strahlenden Perlen seien hier hervorgehoben: Der Hinterstockensee auf dem Stockhorn und der Oeschinensee oberhalb von Kandersteg.
«Stockhorn – das Ausflugsziel in Ihrer Nähe». Der Slogan bringt auf den Punkt, was den markanten Gipfel so reizvoll macht: Die gute Erreichbarkeit; der 2190 m hohe Berg befindet sich gewissermassen an der Pforte zum Berner Oberland und sticht schon bei der Anfahrt durchs Aare- oder Gürbetal ins Auge. Dass man von der Bergstation einen atemberaubenden Ausblick über die Berner Alpen geniessen kann, ist ein weiterer Pluspunkt. Indes, nicht die Bergstation ist das erste Ziel des winterlichen Ausfluges. Erkundet werden soll vielmehr die Gegend um den Hinterstockensee.
Die Anfahrt auf der Autobahn A6 via Bern, Thun, Spiez und Wimmis endet beim grossen Parkplatz der Stockhornbahn in Erlenbach im Simmental. Chrindi heisst die Mittelstation der Luftseilbahn, von da ist es nur noch ein Katzensprung bis zum ersten Etappenziel. Der idyllische Hinterstockensee zeigt sich zu dieser Jahreszeit von einer ganz besonderen Seite. Tannenwipfel ragen in den stahlblauen Himmel, eine weisse Schneedecke überzuckert die Landschaft. In der Mitte unter dieser flauschig-kühlen Decke schlummert das Bergseelein. Vereinzelte Fussspuren verdeutlichen, dass die Region mit attraktiven Winterwanderwegen auftrumpfen kann. Auch Schneeschuh-Trails in verschiedenen Schwierigkeitsgraden sind vorhanden.
Das Stockhorn-Iglu am gefrorenen Bergsee ist der ideale Ort, um in einer glitzernden Winterwelt den Alltag hinter sich zu lassen und in den Liegestühlen zu entspannen. Der erste Durst kann in der Iglu-Bar gestillt werden und natürlich drängt sich bald schon ein Fondue-Schmaus im Iglu auf. Wer es lieber aktiv mag, kann auf dem gefrorenen See eislaufen.
Das Schnee-Erlebnis der besonderen Art kann bei Kandersteg vertieft werden. Die Autofahrt ab Spiez über Reichenbach und Frutigen dauert etwas mehr als eine halbe Stunde. Ganz im Sinne der Pflege alpiner Kultur hat Kandersteg seinen typischen Berner-Oberländer-Charakter bewahrt. Ein Bummel vorbei an heimeligen Chalets, trutzigen Bauernhäusern und stolzen Hotels lohnt sich – auch in den Wintermonaten, zumal die weissgepuderten Alpengipfel an einem sonnigen Tag besonders eindrücklich um die Wette strahlen. Die Gondelbahn Kandersteg-Oeschinensee bringt (Winter-)Ausflügler ans Ziel ihrer Träume. Aus der Nähe wirkt der See auf 1578 m.ü.M. inmitten der winterlichen Kulisse verträumt, mystisch und faszinierend. Schroffe, senkrecht abfallende Felswände umgeben Teile des Ufers, andere Abschnitte werden von verschneiten Alpweiden, gespickt mit Föhren und Felsbrocken, dominiert.
Im Hochwinter sorgen die hohen Gipfel der Blüemlisalp im Osten sowie von Fründenhorn und Doldenhorn im Süden dafür, dass kaum ein Sonnenstrahl in diesen Talkessel gelangt. Der Oeschinensee ist deshalb so etwas wie ein Stück Arktis im Berner Oberland. Eine mächtige Eisschicht überzieht die Seeoberfläche. Eine genügend lange Kälteperiode vorausgesetzt, kann der gefrorene See in der Regel problemlos betreten werden. Zwei unterschiedliche Routen sind auf der Fläche ausgelegt. Der «Ice Walk» mitten im Unesco-Welterbe «Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch» ist unvergesslich. Übrigens: Vom Berghotel Oeschinensee führt ein einfacher Spazierweg dem Ufer entlang zu einem ganz besonderen winterlichen Naturschauspiel: Auch bei frostigen Temperaturen stürzt dort ein Bächlein über die Felswand herab. Am Boden gefriert das Wasser augenblicklich und formt auf diese Weise einen Eisturm, der im Laufe der Zeit etliche Meter hoch werden kann.
Drängt sich noch die Frage nach einer passenden Unterkunft auf. Das Hotelangebot in Kandersteg ist stattlich. Passend zu den währschaft-winterlichen «Outdoor-Erlebnissen» auf und um die verschneiten Bergseen sei darum nur ein Tipp hervorgehoben: Der Landgasthof Ruedihus in Kandersteg. Das «Ruedihus» ist die Dependance des 4-Sterne-Superior-Hotels Doldenhorn. Im 250-jährigen, ehrwürdigen Ambiente erleben die Gäste in diesem Haus etwas von der Beschaulichkeit, die man in der heutigen Zeit zu oft vermisst. Und die traditionelle Küche wartet mit Schweizer Spezialitäten auf, natürlich und ursprünglich und doch voller Raffinesse. Ein Aufenthalt in diesem etwas abseits des Dorfkerns gelegenen, urigen Chalet mit dem rustikalen Flair ist einzigartig. Dem von eindrücklichen Schnee- und Eisbegehungen geprägten Ausflug wird ein würdiger Stempel aufgesetzt.
Text: Walo Mühlheim / Bilder: zVg