Dieser atemberaubende Aston Martin DB 3/5 ist einer von drei verbliebenen Werks-Team-Rennwagen und gewann 1952 das erste 9-Stunden-Rennen von Goodwood. Ein historisch äusserst wertvoller Zeuge seiner Zeit, der nun eine Schweizer Strassenverkehrszulassung erlangt hat.
In Soge der Aufbruchstimmung nach den Kriegsjahren und verbunden mit dem rasanten Aufbau der Autoindustrie entwickelte sich der Motorsport in dieser Zeit phänomenal. Eine Ära, die geprägt wurde von Fahrerlegenden wie Alberto Ascari, Juan Manuel Fangio, Stirling Moss oder Jack Brabham, um nur einige zu nennen; sowie durch eine Vielzahl von legendären Renn- und Sportwagen wie Alfa Romeo, Ferrari, Mercedes, Maserati, Jaguar, Aston Martin und Porsche und viele weitere.
In dieser aufbrechenden Zeit entwickelte Aston Martin fünf Rennsportwagen auf der Basis des DB3. Drei der offenen Boliden setzte Aston Martin beim prestigeträchtigen 9-Stunden-Rennen von Goodwood ein im Kampf gegen die favorisierten Jaguar C-Types. Ein Unterfangen, das sich gelohnt hat. Denn der Aston Martin DB 3/5 mit Startnummer 17, pilotiert von der Paarung Peter Collins / Pat Griffith, gewann das Rennen. Als Zweite mit zwei Runden Rückstand fuhren Cole / Whitehead mit einem V12-Ferrari über die Ziellinie. Für den DB 3/5 folgten weitere Spitzenplatzierungen auf Rennstrecken wie Silverstone oder Sebring. Jedoch musste der Brite auch Ausfälle hinnehmen. So bei den 24-Stunden-Rennen von Le Mans, als er nach 20 Stunden an vierter Position wegen eines Defekts aufgeben musste oder 1953 bei der Mille Miglia kurz vor dem Ziel in Brescia.
Der DB3 war der erste ernsthafte Rennwagen von Aston Martin. Nur insgesamt zehn Autos wurden seinerzeit gebaut, fünf als Werkswagen und die anderen fünf wurden an Privatteams verkauft. Als Antrieb kam ein 3-Liter-Reihenmotor von Lagonda mit 163 PS zum Einsatz.
Unter der Alu-Karosserie verbirgt sich ein Rohrrahmen-Chassis mit einer De-Dion-Hinterachse und innenliegenden Torsionsstäbe.
Ein besonderes Merkmal dieses Rennwagens ist seine ausgezeichnete Aerodynamik. Dabei wird die windschnittige Karosserie unterstützt von einer Unterbodenverkleidung, was damals sehr selten war. Ebenfalls sind im Unterboden zwei Luftschächte eingelassen, welche die Luft zur Kühlung zu den innenliegenden hinteren Bremstrommeln führen.
Nach seinen erfolgreichen Renneinsätzen bekam der aufregende Renner 1955 vom englischen Verkehrsministerium eine Strassenzulassung mit dem Kennzeichen UPL4, die heute noch Gültigkeit hat. Erst 2011 tauchte der DB 3/5 wieder auf der Bühne respektive Rennstrecke auf und wurde bei internationalen Classic Events unter grossem Applaus eingesetzt.
Ein Schweizer Aston Martin Enthusiast hat nun den legendären, zweisitzigen Renn-Roadster erworben und in die Schweiz überführen lassen. Mit der Absicht, den geschichtsträchtigen Aston Martin auf Schweizer Strassen und an Classic Events zu bewegen, wurde der DB 3/5 wieder in seinen Originalzustand zurückgebaut. Und wer schon mal beim Goodwood Revival zu Gast war, weiss, wie schonungslos die Piloten mit altem Blech – in diesem Fall Aluminium – und deren Antrieben umgehen. So musste der geschundene Rennwagen nach seiner Ankunft in der Schweiz zuerst gründlich überprüft werden. Anschliessend erfolgten die fachgerechte Instandstellung sowie die Anpassungen an die Schweizer Strassenverkehrsordnung. Eine aufwendige Arbeit, die ein hohes Know-how, manuelle Fertigkeit und grossen Sachverstand erforderte. Der Rennmotor wurde durch den Originalmotor ersetzt, die Auspuffanlage nach alten Plänen nachgebaut und anstelle der giftigen Sinterkupplung verrichtet nun eine herkömmliche Kupplung ihren Dienst. Das gleiche Prozedere betraf all die anderen Komponenten des DB 3/5. So war beispielsweise die hintere Radnabe gebrochen und musste nachgebaut werden. Keine leichte Aufgabe, denn eine Ersatzteilversorgung ist für einen solch raren Rennwagen inexistent.
Der Aufwand hat sich aber gelohnt. Heute präsentiert sich dieser einzigartige und phänomenale Aston Martin DB 3/5 in einem prächtigen Zustand mit reizvoller, schöner Patina insbesondere im Interieur. Glücklich, wer solch einen König von Goodwood ausfahren darf.
Text Christoph Bleile / Bilder rk-photography.ch