Die neue E-Klasse soll Massstäbe in ihrem Segment setzen – auch der Kombi, den die Stuttgarter T-Modell nennen. Wir haben der Plug-in-Hybrid-Version in der Topausführung AMG Line Premium Plus während rund 800 Kilometern getestet und sagen, was uns gefallen hat und was weniger.

Optisch hat die neue E-Klasse noch einmal einen Sprung gemacht. Ob Limousine oder T-Modell, beide sind ein Hingucker und haben klassische Mercedes-Benz-Merkmale gekonnt in die Moderne transformiert.

Zuerst gilt es, sich als Fahrer mit dem riesigen Armaturenbrett der E-Klasse vertraut zu machen. Der MBUX-Superscreen erstreckt sich bis hin zum Beifahrer, der quasi mit einem eigenen Monitor diverse Apps bedienen, Spiele erleben oder Videos auf Youtube schauen kann, ohne die Person am Lenkrad abzulenken. Hierfür sorgt eine Spezialbeschichtung, die Bildschirminhalte aus dem Fahrerblickwinkel unkenntlich macht, während das Fahrzeug in Bewegung ist. Die Navigation, Telefon oder Klimaanlage lassen sich von beiden Seiten intuitiv erledigen, primär auf dem Touchscreen, der über bedienerfreundlich gross dimensionierte Kacheln verfügt. Und wer sich nicht durch die verschiedenen Ebenen durcharbeiten will, der bedient sich ganz einfach der leistungsfähigen Sprachsteuerung.

Bei unseren Testfahrten erwartet uns ein gelungenes Wechselspiel zwischen dem 204 PS (150 kW) starken Zweiliter-Benzinmotors mit dem 129 PS (95 kW) starken Elektroantrieb. Verbrenner und Stromer wechseln sich ruckfrei ab und lassen das Sechszylinder-Triebwerk fast vergessen. Aber eben nur fast. Unter Volllast wirkt der Vierzylinder teilweise angestrengt. Da durstet dem Motorengourmet dann eben doch nach einem säuselnden Sechszylinder. Den gibt es zwar im E 450 T, aber eben nicht als Plug-in-Hybrid. Dafür macht der Teilzeitstromer beim Verbrauch mit 6,5 l/100 km eine gute Figur. Von der werksseitig versprochenen bis zu 100 km rein elektrischer Reichweite blieben bei unserem Test ordentliche 85 km übrig. Entscheidend für den Verbrauchswert ist natürlich, wie oft der Akku geladen wird. An einer Schnellladesäule schafft der E 300 e immerhin 55 kW und benötigt damit für eine Vollladung gut 25 Minuten.

Mit einer Systemleistung von 313 PS (230 kW) und einem maximalen Drehmoment von 550 Nm deckt der Vierzylinder-Hybrid im E 300 e T-Modell die allermeisten Bedürfnisse an Beschleunigung und Durchzugskraft ab. Trotz eines Leergewichts von 2276 kg schafft der Stuttgarter Kombi den Paradesprint von 0 auf 100 km/h in recht sportlichen 6,5 Sekunden. Schluss ist dabei erst bei 227 km/h. Sowohl die Agilität als auch das Fahrverhalten haben Vergnügen bereitet. Dazu verhält sich der der Luxuskombi auch auf unebenen Strassen so, wie man es auf diesem Niveau erwartet: unaufgeregt und souverän.

Natürlich verfügt die E-Klasse auch über eine Armada von Komfort- und Sicherheitsfunktionen. Die beeindruckendste Funktion ist der «automatische Spurwechsel». Wer die Abstandsregelung Distronic und den «automatischen Spurwechsel» aktiviert hat, erlebt, wie sich die E-Klasse auf mehrspurigen, tempolimitierten Strecken einem langsameren Fahrzeug annähert, die Umgebung scannt und bei «freier Bahn» den Blinker setzt, ausschert, überholt und blinkend wieder einschert. Taucht hingegen plötzlich ein Hindernis auf oder wechselt das vorausfahrende Fahrzeug selbst die Spur, wird der Vorgang abgebrochen.

Bei all der modernen Technik sollen die Komfort-Tugenden der E-Klasse nicht vergessen gehen. Sowohl auf den vorderen Sitzen wie auch im Fond erwartet die Passagiere ein grosszügiges Raum- und Platzgefühl. Auch wenn das Ladevolumen durch die Plug-in-Hybrid-Technik um 20 Liter sinkt, sind 460 Liter immer noch sehr ordentlich. Dafür stieg der Maximalwert bei umgeklappten Rücksitzen um 15 auf 1675 Liter (Verbrenner: 616 bis 1830 Liter).

Text und Bilder Markus Rutishauser