Aargauer Hochrhein - Lebensraum und Grenze

Am Aargauer Hochrhein gibt es viel zu ­entdecken: Wilde Flussauen zum Beispiel, tolle Bäderlandschaften, pittoreske Städtchen und eine bekannte Brauerei.

Der Aargauer Abschnitt des Hochrheins erstreckt sich zwischen den Städtchen Kaiserstuhl und Kaiseraugst (auch bekannt als ehemalige Römerstadt Augusta Raurica). «Amazonas der Schweiz» nennen die Touristiker diesen Abschnitt des Rheins. Nicht zu Unrecht: Der Fluss ist an vielen Orten naturbelassen, schlängelt sich durch idyllische Flussarme, bewässert Auen und bietet vielen Pflanzen und Tieren einen idealen Lebensraum.

Über den Rhein von Laufenburg (D) nach Laufenburg (CH). Im Bild das Schweizer Städtchen. © Marc Benedetti
Über den Rhein von Laufenburg (D) nach Laufenburg (CH). Im Bild das Schweizer Städtchen.
© Marc Benedetti

Naturschutzgebiet am Hochrhein

Die Aue «Chly Rhy» ist das beste Beispiel dafür. Sie liegt unweit der Bäderstadt Zurzach am Rhein und ist zu Fuss oder mit dem Velo einfach erreichbar (Miete beim lokalen Tourismusbüro möglich). 2015 wurde das Naturschutzgebiet eröffnet. Der renaturierte Lebensraum erstreckt sich über 35 Hektaren und ist die grösste Aue des Auenschutzparks am Rhein. «Das gesamte renaturierte Auenland wird heute wieder durch das Wasser beeinflusst», erklärt der Guide Ulysses Witzig an einer Besichtigung. Herzstück des Renaturierungsprojekts stellt der 1,5 Kilometer lange Seitenarm dar, der sogenannte «Chly Rhy». Entstanden sind auch Tümpel, kiesige und sandige Trockenstandorte sowie artenreiche Feucht- und Magerwiesen.

Idylle pur und ein Paradies für Wasservögel: Die Mündung  «Chly Rhy». © Pro Natura Aargau, Philipp Schuppli
Idylle pur und ein Paradies für Wasservögel: Die Mündung «Chly Rhy».
© Pro Natura Aargau, Philipp Schuppli

Viele Tier- und Pflanzenarten

Das Gebiet wird extensiv genutzt. Wasserbüffel (!) werden zeitweise zur Bewirtschaftung eingesetzt und fressen das Gras ab. Es gibt Biber, Ringelnattern, aber auch Amphibien wie die Gelbbauchunke, den Kamm- oder Teichmolch sowie viele Vogelarten. Und immer wieder werden Fischadler und Kraniche gesichtet.

Besonders gut lassen sich die Uferschwalben beobachten. Für sie wurde extra ein Sandhügel gebaut, welchen diese als Nistplätze nutzen. Auch der kleine, blaue Eisvogel fühlt sich wohl hier. «Nachdem die Baumaschinen weg waren, setzte eine erstaunliche Rückeroberung durch die Natur ein», sagt Ulysses Witzig. «Heute ist die Auenlandschaft nach der Therme die touristische Top-Attraktion von Zurzach. Viele Naturliebhaber kommen hierher zum Fotografieren.»

Getreidemühle am Rhein

Unweit entfernt liegt die Barzmühle Bad Zurzach – die einzige intakte Getreidemühle am freifliessenden Rhein. Eine Stiftung hat die früher durch Wasserkraft betriebene Mühle, die 1446 erstmals urkundlich erwähnt wurde, wieder hergestellt. Auf mehreren Stockwerken verteilt, befindet sich im Inneren ein Museum. Führungen werden angeboten und das schöne Gebäude kann für Anlässe gemietet werden.

Das zweigeteilte Städtchen

Nicht auslassen sollte man auf einer Tour am Hochrhein das Städtchen Laufenburg. Respektive die zwei Städtchen, denn es gibt ein schweizerisches und ein deutsches Laufenburg, je mit eigener Verwaltung und Bahnhof. Schuld daran ist ein französischer Kaiser, der den Rhein als Landesgrenze festlegte. Bis 1801 stand ganz Laufenburg unter habsburgischer Herrschaft, dann wurde die Stadt im «Frieden von Lunéville» durch Napoleon I geteilt. Das rechtsrheinische Ufer kam zur Markgrafschaft Baden, das linksrheinische zur Helvetischen Republik.

«Wir leben heute den Slogan ‹Zwei Länder, eine Stadt› perfekt», sagt Pattric Grzybek, der Stadtführungen anbietet. «Vor allem die Fasnacht verbindet uns stark.» Laufenburg mit seiner charakteristischen Rheinbrücke – hier befand sich einst die Zollstation – ist idyllisch und grün. Es hat einige gute Gaststätten zu bieten und man geniesst von überall eine schöne Aussicht auf den Fluss. Vor zwei Jahren wurde der barrierefreie Fussweg «Laufenburger 8» eingeweiht. Auf einer Entdeckungstour kommt man am ersten Flusskraftwerk der Region von 1914 vorbei. Einen Besuch wert ist auch das Rehmann-Museum im schweizerischen Rheinfelden, es ist das einzige Kunstmuseum im Fricktal und ein Ort des kulturellen Austauschs.

Die Bäderstadt Rheinfelden

Rheinfelden gibt es ebenfalls zweifach, dies- und jenseits des Rheins. Das deutsche Rheinfelden entstand allerdings erst Ende des 19. Jahrhunderts. Damals boomte die Stadt, weil Salzvorkommen entdeckt worden waren und man sich in ganz Europa der Heilsamkeit von Solebädern bewusst wurde. Das ebnete den Weg für die Entwicklung zur Bäderstadt, eine Tradition, die bis heute im Parkresort Rheinfelden und dem modernen Bad Sole Uno gepflegt wird. Ein Bad in der Natursole sollten sich BesucherInnen nicht entgehen lassen. Wer sich für die Geschichte der Stadt und seiner Salzvorkommen interessiert, bucht die bei Gruppen sehr beliebte «SalzGourmetTour».

Das Zentrum der Bäderstadt Rheinfelden. © Marc Benedetti
Das Zentrum der Bäderstadt Rheinfelden.
© Marc Benedetti
Die Kirche St. Martin im Herzen von Rheinfelden existiert seit dem 14. Jahrhundert. © Marc Benedetti
Die Kirche St. Martin im Herzen von Rheinfelden existiert seit dem 14. Jahrhundert.
© Marc Benedetti

Die grösste Brauerei der Schweiz

Rheinfelden ist auch der Sitz der Braue­rei Feldschlösschen. Die grösste Brauerei der Schweiz kann auf Rundgängen besichtigt werden. In den historischen Gebäuden des «Bierschlosses» wird bis heute Bier gebraut. Das Wasser liefert eine Quelle in Magden (AG). Eindrücklich sind die riesigen Kupferpfannen im Sudhaus, jede fasst 40 000 Liter. Im benachbarten Restaurant der Brauerei isst man währschaft und gut. Zu empfehlen ist auch ein Besuch in den Stallungen der Braupferde.

Rundgang durch die Brauerei Feldschlösschen. © Marc Benedetti
Rundgang durch die Brauerei Feldschlösschen.
© Marc Benedetti

Text: Marc Benedetti
Bilder: zVg

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