«Hunger ist noch da!»

27.11.2020

Das Jahr 2020 war und ist in vielerlei Hinsichten seltsam und verrückt. Nicht anders für Tom Lüthi, der nach dem dritten WM-Gesamtrang 2019 in diesem Jahr mit enormen Problemen zu kämpfen hatte.

«Ich bin froh, dass ich das Kapitel 2020 mit dem letzten Rennen in Portugal nun abschliessen konnte. Wenn ich an die letzten Monate zurückdenke, dann spielen Gefühle wie Ratlosigkeit und fast schon Verzweiflung eine grosse Rolle. Denn nachdem wir das letzte Jahr so positiv abschliessen konnten, sind wir wiederum genau so gut in dieses Jahr gestartet. Bei den ersten Tests in Jerez im Februar war ich konstant bei den Schnellsten. Doch bei den Tests in Qatar hatten die Probleme bereits begonnen.

Beim Eröffnungsrennen im März erlebten wir dann zum ersten Mal das, was uns dann über die gesamte Saison hinweg begleitete: wir starteten nicht überragend, aber auch nicht schlecht ins Wochenende, konnten uns dann aber nicht steigern, während sich alle um uns herum verbesserten. Dann kam die lange Pause, wir konnten durchatmen und im Mai in Jerez nochmals ‘neu’ in die Saison starten - doch die Probleme blieben. Ich hatte keine Chance, ein Gefühl für das Motorrad aufzubauen, das es mir erlaubt hätte, mit der Maschine ans Limit zu gehen, zu kämpfen, zu spüren, in welche Richtung es gehen soll. Ein Lichtblick hatten wir beim Rennen in Spielberg, doch auch das hielt nicht lange an. Wir waren oft ratlos, die Szenerie vom guten Einstieg ins Wochenende und der fehlenden Verbesserung wiederholte sich Rennen für Rennen. Wenn man alles probiert und nichts zu funktionieren scheint, bleibt irgendwann auch die Freude am Fahren aus, das generelle Vertrauen sinkt und man läuft Gefahr, in eine Abwärtsspirale zu geraten.

Nun haben wir das letzte Rennwochenende abgeschlossen und ich bin bereit für ein neues Kapitel. Der Übergang zum «Stop and go Racing Team» ist für mich beinahe nahtlos. Die Saison 2021 beginnt eigentlich bereits jetzt mit dem ersten Test in Jerez. Auch wenn wir aufgrund des Wetters nicht zu viel vom Test erwarten können, werden diese Tage für uns als neues Team enorm wichtig. Wir werden viel Zeit miteinander verbringen, uns kennenlernen, unsere Pläne besprechen und dadurch die Basis für die nächste Saison schaffen – für ein neues Jahr, das uns hoffentlich in allen Belangen wieder etwas zur Normalität zurückbringen wird. Eines ist für mich klar: ganz egal, wie viel ich vergangene Saison zu kämpfen hatte – ich habe immer gespürt, dass der Hunger nach dem Speed und dem Motorradfahren noch da ist. Meine Motivation, nächstes Jahr wieder Vollgas zu geben und mich zurück an die Spitze zu kämpfen, ist vielleicht sogar grösser als zuvor

Ihr Tom Lüthi, ACS Botschafter

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