«Ich entdeckte meinen DKW 1978 als angeblichen Prototyp «MONZA CABRIO» in einem Tages Anzeiger Inserat. Bei der Besichtigung stellte sich heraus, dass das Auto nur aus einer Fiberglaskarosserie bestand, aber die hatte es in sich!
Als Greenhorn in Sachen DKW kannte ich mich mit DKW MONZA noch nicht wirklich gut aus. Natürlich war ich stolz auf meine Trouvaille und beim nächsten Treffen unter DKW-Clubkollegen erzählte ich von meinem Prototypen.
Ein älterer Herr stellte sich mir als Ernst Lüscher vor und klärte mich über meinen Kauf auf. Er hatte das Auto 1959 selbst entworfen und drei Stück in Handarbeit gebaut. Das erste wurde gleich verkauft und damit die weiteren zwei finanziert. Das zweite Exemplar baute er speziell mit versenkten Scheinwerfern für sich und seine frisch angetraute Ehefrau, um mit dem schnittigen Cabriolet auf Hochzeitsreise zu fahren. Diese Bekanntschaft stellte sich als ungemein wertvoll heraus, war er doch der richtige Ansprechpartner, um mich in die Geheimnisse des DKW LÜSCHER II Spezial einzuweihen. Kurz darauf machte ich mich beruflich selbstständig und das umfangreiche Restaurierungsprojekt geriet mangels Zeit für die nächsten zehn Jahre etwas in den Hintergrund. Anfang achtziger Jahre war es aber endlich soweit, und nachdem ein gesundes Chassis eines DKW 1000SP mit Scheibenbremsen gefunden war, erfolgte der Startschuss.
Die erforderliche mechanische Revision konnte ich selbst ausführen, (ich hatte mir in der Zwischenzeit mit anderen DKWs die nötige Erfahrung aneignen können) und ich entschloss mich unter anderem, den Motor vom DKW F102 mit 1200 Kubik einzubauen, was in einem willkommenen Leistungsplus auf immerhin 60 PS resultierte. Das Getriebe war in Ordnung und die restliche Mechanik wurde auf Vordermann gebracht. Ein Auspuff mit einem etwas sportlicheren Sound wurde ebenfalls gefunden und angepasst. Vor ca. sechs Jahren war der DKW dann endlich wieder fahrbar.
Anschliessend wurde die Kosmetik restauriert, das Auto vorgeführt und 2023 war der Wagen endlich soweit fertiggestellt, dass ich Frau Lüscher (ihr Ehemann Ernst war in der Zwischenzeit leider verstorben) zu einer längeren Fahrt einladen konnte. Für sie war es ein Hochzeitsreise-Revival und ihre Augen wurden für kurze Zeit ziemlich feucht. Der Einstieg in den DKW ist, trotz modifizierter Fahrertür, nicht einfach, aber wenn man mal drin ist, überrascht das Auto mit ganz passablem Komfort. Die Strassenlage ist ausgezeichnet, trotz der etwas primitiven Aufhängungen mit quer eingebauten Blattfedern vorne und hinten. Die 60 PS haben mit dem Leergewicht von unter 900 Kilogramm kein Problem und mein Spezial hat den Furka und die Tremola beide schon bravourös gemeistert.
Bei einem Treffen in der alten Maggi Fabrik im Kemptthal
wurde ich von einer Frau Lüscher (keine Verbindung!) auf meinen DKW
angesprochen und sie wollte sogleich ihr Ford Mustang Cabriolet mit mir
tauschen. Keine Chance, ein solch einzigartiges Automobil wie meinen DKW gibt
man nicht einfach so her!.»