«Schöne Geschichten entstehen oft bei einem feinen Mittagessen
unter Freunden. Vor allem, wenn man beim Thema Oldtimer angelangt ist. Da
erzählt der Tischnachbar von einem Freund, welcher sich altershalber von seinem
...-Klassiker trennen will.
Die Marke darf der geneigte Leser nun beliebig
einsetzen, in meinem Fall war es ein Alfa Romeo GTV 2000!
Ein Auto, welches mir schon seit jungen Jahren gefallen hat
und welches nie ganz aus meinem Gedächtnis entschwand. Dieses Giugiaro
Meisterwerk des Auto mobildesigns war in den Siebzigern omnipräsent und seine
Form begeistert heute genauso wie am Tag seiner Vorstellung 1963. Über
hunderttausendmal gebaut, sieht man heute nur noch selten ein Bertone Coupé im
Verkehr. Natürlich war ich mehr als interessiert und zwei Tage später rief ich
den Besitzer an. Das Auto war, zusammen mit einem Alfa Spider, welcher
ebenfalls zum Verkauf stand, in einer Garage in Altstetten parkiert. Ich
interessierte mich aber nur für den GTV und war vom ersten Moment an von seinem
Zustand begeistert. Der Besitzer hatte den Wagen neu gekauft und sämtliche
Dokumente bis zurück zum Kaufvertrag waren vorhanden. Der Höhepunkt war aber
der absolut originale, unrestaurierte und rostfreie Zustand des GTV.
Natürlich kaufte ich den Wagen und die Übergabe war ein erinnerungswürdiger
Event. Der Alfa war mit einer Decke zugedeckt und sämtliche Unterlagen und die
Schlüssel waren fein säuberlich auf dem Dach des Alfa präsentiert. Eine
Ablieferung eines neuen Autos hätte nicht schöner zelebriert werden können!
Natürlich war auch viel Weh mut seitens des Besitzers dabei und ich musste ihm
versprechen, den Wagen nicht gleich weiter zu verkaufen.
Das Auto war in über dreissig Jahren ungefähr 90 000
Kilometer gelaufen und hatte mehrmals am Raid nach Paris und anderen Events
teilgenommen. Ich hatte in späteren Jahren
auch einen Alfa Spider, aber der wurde, im Gegensatz zum Bertone, irgendwann
wieder verkauft.
Das Coupé ist für meine
Grösse viel angenehmer und obwohl es ja ein
sehr kompaktes, schon fast kleines Auto ist, sitzt man in ihm äusserst bequem.
Dies hat der Alfa auch auf seiner bislang längsten Reise in die Toscana
bewiesen.
Im Stich gelassen hat er mich in 15 Jahren nur zweimal; einmal ist der Schlauch zum Kupplungszylinder geplatzt und ein anderes Mal streikte die Benzinpumpe, nur 400 Meter von meinem Haus entfernt. Ansonsten war, nebst normaler Wartung, kein Handlungsbedarf, aber vor ungefähr drei Jahren habe ich sämtliche Aufhängungsgummis ersetzen lassen. Die Dinger waren schliesslich über 40 Jahre alt und da ist ein Wechsel sicher keine schlechte Investition.
Ich bin im SMVC und nehme, zusammen mit meiner Frau, an
dessen Anlässen teil, aber meist geniessen wir das Auto einfach für uns
alleine.
Eine lustige Anekdote bleibt mir in Erinnerung: Bei einem Hotelbesuch näherte
sich mir eine Dame und fragte, ob ich nicht für sie den Motor starten würde.
Sie möchte so gerne wieder mal das Alfa-typische Motorengeräusch hören.
Ja, der Bertone ist halt nicht nur optisch ein
unvergesslicher Genuss! Deshalb wird er uns hoffentlich auch noch viele weitere
Jahre begleiten.»