«Alfasud sind mir aus mehreren Gründen über all die Jahre ans Herz gewachsen. Erstens sind es leichte, dynamische und sportliche Autos und zweitens sind sie mittlerweile so rar geworden, dass ihr Anblick mehr Interesse weckt als so mancher hochpreisiger Exote. Aussagen von Passanten wie: «Was, so einen gibt’s noch?» Oder: «Das war mein erstes Auto!» sind Standardrepertoire.
Diese Autos sind ja erbarmungslos dahingerostet und von über einer Million gebauter Modelle (inklusive der verwandten Typen 33 und Sprint) ist heute im wahrsten Sinne des Wortes nur noch eine Handvoll übriggeblieben. An einem Treffen auf einem zweiten Alfasud zu begegnen ist schon sehr aussergewöhnlich. Meinen Sud konnte ich im Baselbiet finden. Das Auto war vom Besitzer eigentlich für seinen Sohn gedacht gewesen, aber nach einer Familienkonferenz wurde beschlossen, es doch an mich zu verkaufen. Einige kleinere Arbeiten waren nötig, um den Wagen in Gang zu setzen; so musste wegen fehlendem Schlüssel z.B. zuerst das ganze Zündschloss ersetzt werden. Der Sud war ungefähr 1980 von einem Vorbesitzer, ein Autospengler, mithilfe eines damals von «Autodelta» erhältlichen Kits auf die populäre Trofeo-Version umgebaut worden. Nebst den Karosserieelementen wurde auch der Motor mit einem speziellen Ansaugkrümmer auf Vordermann gebracht. Als ich den Wagen 2015 übernahm, waren doch deutliche Korrosionsspuren zu sehen und ich begann mit einer eigentlichen Vollrestaurierung. Ausser dem Dach und der Bodengruppe war eigentlich überall gesteigerter Handlungsbedarf und am Schluss resultierte das Projekt schon fast in einem Neuaufbau.
In einem alten Alfa-Romeo-Kalender fand ich das Foto eines Alfasud in Grün/Orange und beschloss spontan, meinen Sud genau in dieser Kombination neu zu lackieren. Mechanisch wurde der Alfa natürlich ebenfalls generalüberholt und im August 2022 war er im annähernden Neuzustand für die MFK bereit. Den Veteran erhielt ich allerdings erst im dritten Anlauf, aber jetzt bin ich glücklicher Besitzer eines nahezu perfekten Alfasud.
Seit 2022 bin ich damit an verschiedene Meetings gefahren, wobei das am weitesten entfernte in Märstetten/TG stattfand. Auch Kempthal, Zug und Albisgüetli gehören zu meinem Standard-Sonntagmorgenprogramm. Am letztjährigen Concours am Bürkliplatz durfte ich mit dem Alfa sogar den zweiten Preis in seiner Kategorie entgegennehmen und am Steckborn-Eichhölzli-Bergrennen durfte er zeigen, was leistungsmässig in ihm steckt. Das Auto ist, mit seinem geringen Gewicht und seinen rund 90 PS wie ein Gokart zu fahren und macht unglaublich Spass. Er ist natürlich tiefer und straffer als ein «normaler» Sud, aber bleibt in jedem Fall gut beherrschbar.
Eigentlich wollte ich mit dem Auto letzten Sommer an ein Treffen in Monza, aber ein leichtes Bremsleck an einer hinteren Bremszange vereitelte das Unterfangen. Zum Glück habe ich aber noch andere Sud, auf die ich zurückgreifen kann… Mittlerweile steckt so viel Herzblut im kleinen Alfa, dass ein Verkauf sicherlich kein Thema ist. Meine Tochter hat ein solches Ansinnen sowieso strikte untersagt!»