Hans-Felix Jucker, Pfaffhausen Minerva 4000 M-8, 1929, 8-Zylinder, 4'000 ccm, 80 PS
Hans-Felix Jucker, Pfaffhausen
Minerva 4000 M-8, 1929, 8-Zylinder, 4'000 ccm, 80 PS

«BELGISCHE NOBLESSE MIT FAMILIÄREM HINTERGRUND»

«Obwohl ich meine Minerva (als römische Göttin des taktischen Verteidigungskriegs aber auch der schönen Künste, ist mein Minerva Automobil eben weiblich!) jetzt seit 20 Jahren besitze, beginnt ihre Geschichte eigentlich schon vor über 100 Jahren.

Mein Vater kaufte 1921 als sein erst zweites Automobil einen Minerva. Ich habe sämtliche Unterlagen aller Autos, welche er jemals besessen hat, bis heute auf bewahrt und so war natürlich Minerva seit jeher ein Begriff für mich. 2004 schaute ich mir mit meiner Frau zusammen eine Sammlung von Oldtimern in einem privaten deutschen Museum an, welches aufgelöst werden sollte.

Dort stand neben anderen Autos ein Minerva mit einem 8-Zylinder Schiebermotor. Das Auto war restauriert worden, das heisst, die Mechanik war gründlich überarbeitet worden, aber Karosserie und Intérieur waren weitestgehend original belassen und es wurde nur restauriert oder ersetzt, wo es unvermeidlich war. So ist zum Beispiel der Lack der Werkskarosserie noch zum grössten Teil der Erstlack(!) und auch der Stoff im Intérieur ist seit 1929 derselbe. Der 8-Zylinder mit ca. 4‘000 Kubik ist ein Monument und als ventilloser Schiebermotor in seiner Laufruhe einzigartig.

Minerva Automobile waren zu ihrer Zeit auf demselben Niveau wie ein Rolls-Royce, Hispano-Suiza oder Mercedes-Benz. Es waren sehr teure Autos und mit viel Hingabe auf hohem technischen Niveau konstruiert. Leider hat die Marke, wie so viele andere, als unabhängiger Erbauer von Luxusautomobilen die Depression der Dreissiger-Jahre nicht überlebt und wurde mit einer anderen belgischen Marke fusioniert.

Nun, ich wurde glücklicher Besitzer eines Minerva 4000 M-8 (oder AP, wie das Auto laut anderen Quellen auch bezeichnet wird) und verzollte das Auto in Schaff hausen, gefolgt von einer Veteranen, MFK in Winterthur. Die Geschichte meiner Minerva ist leider etwas lückenhaft, aber man weiss, dass sie 1947 bei einem Zürcher Weinhändler war und Anfang der Sechziger-Jahre ungefähr 40 Jahre lang in einer Garage in Rheinfelden einen veritablen Dornröschenschlaf erlebte, bis sie von einem deutschen Sammler gefunden und wach geküsst wurde. Die Technik wurde mit neuen Kolbenringen, neuer Kupplung, neuem Kühlernetz, neuen Bremsen etc. überarbeitet, aber die Karosserie und das Intérieur nur gründlich gereinigt.

Das Auto ist nicht ganz einfach zu fahren und bedarf, mit seinem beachtlichen Gewicht, der nicht servounterstützten Lenkung und dem unsynchronisierten Getriebe ziemlichen Körpereinsatz. Nicht unbedingt langstreckentauglich! Dafür ist der Motor mit seinen bescheidenen 80 PS überaus laufruhig, elastisch und meistert fast alle Situationen lässig und entspannt im vierten Gang.

Kein Mensch weiss natürlich, was ein Minerva ist, aber meine Frau und ich geniessen unsere monatlichen kurzen Fahrten auf Nebenstrassen durchs Zürcher Oberland mit unserer halt ein wenig , im Wissen, ein grandioses Automobil seiner Zeit besitzen und bewegen zu dürfen.»

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