«Anfang der Fünfzigerjahre startete die Deutsche Armee eine Ausschreibung für ein leichtes geländegängiges Fahrzeug. Auto Union, Borgward und Porsche stellten in der Folge Prototypen her, welche sowohl der Bundesregierung als auch Interessenten anderer Länder vorgestellt wurden. Auto Union mit ihrem DKW Munga machte schliesslich das Rennen und erhielt den lukrativen Auftrag.
Der Typ 597 von Porsche war von Grund auf neu entwickelt worden, erfüllte aber die Ansprüche der Armee in keiner Weise. Zu laut, zu unpraktisch, zu unzuverlässig, zu teuer waren nur einige der Kritikpunkte. Nebst der Armee hatte Porsche auch im Sinn, den 597 an Private zu verkaufen und schon mal so um die 70 Exemplare gebaut (andere Quellen sprechen von ca. 100 Exemplaren). Ungefähr 40 dieser Porsches konnten schliesslich auch an den Mann gebracht werden und zwei Exemplare schafften es in die Schweiz.
Mein Onkel hatte einen davon, aber die Begeisterung für den Geländeporsche war von kurzer Dauer. Zu laut, zu schwach, zu unkomfortabel! Schliesslich wurde ich 1959 angefragt, ob ich mit dem Wagen «etwas anfangen könne» und als gut 20-Jähriger hat mich die Sache natürlich gereizt. Im Laufe der Zeit hatte der Wagen einen geschlossenen Aufbau von Tüscher erhalten, aber ich entschloss mich später, den Porsche wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen. Das Stoffdach und die Seitenscheiben waren leider nicht mehr auffindbar, aber mit Hilfe eines deutschen Besitzers desselben Typs, welcher uns Fotos zuschickte, konnten wir das Dach samt Gestänge wieder rekonstruieren. Sogar die Frontscheibe mit Rahmen mussten wir neu herstellen. Zur gleichen Zeit wurde die ganze Mechanik überprüft und der Motor mit Einbau einer Doppelvergaseranlage leistungsmässig auf «Porsche-Niveau» gebracht.
Gegen Ende der Neunzigerjahre war das Projekt dann fertig und die MFK nur noch eine Formsache. Seither wird der Porsche selten, aber regelmässig bewegt und sein spezieller Charme wirkt bis heute. Mit einem 5-Gang-Getriebe (ein Gang ist ein sehr kurz übersetzter Geländegang) macht der Wagen auch im Gelände richtig Stimmung und ich erinnere mich an frühere Ausflüge, bei denen die Rückfahrt vom Greifensee zur Forch in «direttissima» quer durch den Wald führte. Mit einer Steigfähigkeit von bis zu 65% kein Problem.
Natürlich ist das Auto nicht für die ganz lange Reise konzipiert (die längste Fahrt ging bis dato nach St. Moritz) aber auf kurzen Strecken hat der Porsche schon seine Reize. Und schliesslich ist er einer der seltensten Porsches überhaupt! Der 597 ist also nicht nur eine Kuriosität in unserer Sammlung, sondern ein wichtiger Zeitzeuge in der Geschichte der legendären Marke aus Stuttgart. Passanten reagieren oft ungläubig und die Frage: «Ist das wirklich ein Porsche?» gehört schon fast dazu. Unser 597 teilt sich den Garagenplatz mit einer Reihe weiterer Porsches und er ist ein fester Bestand der Sammlung. Ein Verkauf ist deshalb noch länger kein Thema.»