«Ich habe eine grosse Schwäche für Vorkriegsautos. Nur sie sind in der Lage, mit ihrer grösstenteils simplen Mechanik ein unverfälschtes, ursprüngliches und direktes Gefühl davon zu vermitteln, was unter der Motorhaube und am anderen Ende des Lenkrads geschieht und wie sich ein Automobilist vor fast hundert Jahren gefühlt haben muss. Es ist nicht die Leistung, die zählt, sondern die Art, wie Fortbewegung entsteht. Alle Sinne werden angesprochen, das Gefühl, mit der Mechanik zusammenzuarbeiten, gemeinsam ein Ziel zu erreichen, auf all die kleinen Besonderheiten und Launen des Autos einzugehen ist unbeschreiblich.
Mein 1935er Austin Nippy (einer von nur ca. 680 zwischen 1935 und 1937 gebauten Exemplaren), welchen ich vor ungefähr fünf Jahren bei einem Holländer Enthusiasten in Genf gefunden habe, erfüllt all meine Erwartungen an Fahrerlebnisse der ursprünglichen Art. Der Wagen war von seinem Besitzer stets gut gepflegt und oft bei Rallyes eingesetzt worden. Er hat mich von Anfang an mit seiner Originalität und schöner Patina begeistert. Ich mag diese kleinen kompakten Autos und ein Nippy war seit längerer Zeit auf meiner Wunschliste.
Natürlich ist er mit seinen ca. 750 Kubikzentimetern auf vier kleine Zylinder verteilt, keine Rakete, aber dank seinem minimalen Gewicht von ca. 500 kg kann er mit dem normalen Verkehr gut mithalten. 80 km/h fühlen sich an wie mindestens 250 mit einem modernen Automobil und die schmalen Räder bedürfen ständiger leichter Korrekturen, um das Auto auf Kurs zu halten.
Die Bedienung, das Schalten, Lenken, Bremsen, alles muss bewusst und mit Bedacht gemacht werden und ich habe noch nie ein Auto erlebt, welches mir so viel Vergnügen bereitete und mich auf meinen Ausfahrten von der Hektik des Alltags wieder runterholt und entspannt; eine Zen-Übung der besonderen Art eben. Ein extra Bonus sind dabei die durchwegs positiven Reaktionen von Passanten und anderen Automobilisten, welche wahrscheinlich noch nie ein solch altes Auto auf der Strasse haben fahren sehen. Vor allem Kinder sind jeweils hin und weg und würden am liebsten gleich reinsitzen und losfahren. Der «Jöh-Faktor» ist jedenfalls unerreicht.
Natürlich ist es kein Wagen für die ganz grosse Reise, aber bis nach Luzern an die Oldtimermesse haben wir es doch schon geschafft. Dank der simplen Mechanik kann ich einen grossen Teil der Wartung selbst machen und Teile finden sich für den Austin auch relativ problemlos.
Ich besitze noch weitere Oldtimer, vor allem Vorkriegsmodelle, aber mein Nippy, mit seinem ganz eigenen Wesen, ist schon etwas Besonderes. Ein Grund mehr, das hundertjährige Bestehen von Austin in diesem Jahr gebührend zusammen mit ihm zu feiern.»