«Ein Chrysler Valiant, mit seiner sehr eigenständigen Form, hat mir schon als 13-jähriger Bub sehr gut gefallen. Zudem war es ein Amerikaner, und diese Autos hatten früher einen ganz anderen Stellenwert als heute. Einen Amerikaner zu fahren, war etwas Besonderes. 1981 erfuhr ich durch einen Freund, dass am Genfersee ein 1961er Valiant günstig zu kaufen sei. Der Händler wusste nicht so recht, was damit anzufangen und hatte das Auto schon fast zum Verschrotten bestimmt. Ich einigte mich aber mit ihm auf einen Preis von 1’200 Franken, und darin war sogar eine neue MFK enthalten.
Als glücklicher junger Mann fuhr ich kurze Zeit später mit meiner Frau und unserer kleinen Tochter in meinem «neuen» Auto im Schneesturm mit gerade noch prüfungsfähigen Sommerreifen nach Zürich zurück. Dies war der Anfang einer mittlerweile 40 Jahre dauernden Beziehung.
Wenige Jahre später entschlossen wir uns, für ca. zwei Jahre nach Korea zu übersiedeln. Der Valiant wurde von meinem Schwiegervater professionell konserviert und aufgebockt in seinen Dornröschenschlaf geschickt. Dass aus den zwei Jahren schliesslich 35 Jahre werden sollten, ahnte zu der Zeit niemand. Vor einigen Jahren, während eines Schweiz-Aufenthalts, entschloss ich mich, den Valiant mit nach Thailand zu nehmen und dort mit ihm eine Oldtimer Rallye von Yangoon nach Hanoi zu bestreiten. Corona und die politischen Unruhen in Burma durchkreuzten diese Pläne aber gründlich und nun ist die Rallye – mit geänderter Streckenführung - für 2024 geplant. Die Wiederbelebung meines Valiant war erstaunlich einfach. Dank der professionellen Konservierung lief der Wagen nach wenigen Minuten bereits wieder und nach einer (mehr präventiven) Revision ist der Wagen nun wieder im Schuss. Für die Rallye-Teilnahme habe ich vorne Einzelsitze montiert, aber sonst ist der Valiant immer noch zum grössten Teil original. Sogar die Lackierung ist noch weitgehend diejenige aus seinem Geburtsjahr 1961. Der Veteranencode wurde mir wegen einer Delle in der vorderen Stossstange (hat er schon immer gehabt und hat mich nie gestört) verwehrt, aber für meine Rallye-Teilnahme ist das sowieso irrelevant.
Das Auto fährt sich sehr angenehm und die ca. 102 PS haben mit den 1'300 kg leichtes Spiel. Der Valiant ist absolut alltagstauglich und wird bei meinen CH-Aufenthalten auch so genutzt. Die Fahrerei ist natürlich Sixties pur, mit schwergängiger Lenkung (kein Servo!) und manuellem Dreiganggetriebe mit unsynchronisiertem ersten Gang.
Dieses Modell wurde 1961 in 996 Exemplaren in Schinznach montiert und irgendwie ist die eigenwillige Form den – mindestens älteren – Leuten bis heute in Erinnerung geblieben. Ich werde auf jeden Fall regelmässig auf das Auto angesprochen und die meisten Beobachter meinen, er habe noch das automatische Getriebe mit der legendären Druckknopfschaltung. Ich hoffe, unsere Rallye kann 2024 endlich stattfinden und schon deshalb werde ich meinem Chrysler sicher noch eine ganze Weile die Treue halten.»