«In meinem früheren Autoleben besass ich einen Lancia Beta HPE und meine Affinität zu dieser Marke ist über all die Jahre ungebrochen geblieben.
Ein Modell, die Aurelia, fand ich immer besonders spannend. Mit seinem V6-Motor und seiner Transaxle war dieser Lancia Anfang der Fünfzigerjahre technisch absolute Avantgarde und seine von Pininfarina meisterlich gezeichneten Linien kann man schon fast als epochal bezeichnen. Das sportliche und zugleich betörend elegante Design der Berlinetta war die Vorlage für unzählige sportliche Coupés dieser Zeit.
Vor Jahren hatte ich die Gelegenheit, eine Aurelia selber zu fahren und war beeindruckt vom – für ein Fünfzigerjahre Auto – tollen Fahrverhalten und der gebotenen Leistung.
Das Finden und der Kauf eines solch seltenen und speziellen Autos laufen meistens über Freunde und Bekannte und so war es auch bei meiner Aurelia. Schliesslich fand ich meinen Lancia in Zürich bei einem auf exklusive Klassiker spezialisierten Händler. Das Auto, welches vor einiger Zeit bei einem italienischen Lancia-Spezialisten restauriert worden war, befand sich in einem sehr guten Zustand, bedurfte aber nach längerer Standzeit einer sorgfältigen «Wiederbelebung ». Frisch veteranengeprüft war es dann aber endlich so weit, und ich bin seit 2020 glücklicher Besitzer eines B20GT der fünften Serie.
Eine frühe Aurelia ist für die berühmte «Mille Miglia Storico» zugelassen, und ich würde diese legendäre Rallye sehr gerne einmal fahren. Sobald ich den begehrten FIVA-Pass erhalten habe, werde ich versuchen, mich anzumelden.
Apropos Fahren: Die Aurelia ist für ihre Zeit wirklich sehr fortschrittlich und das agile und sportliche Fahrverhalten begeistert immer wieder von neuem. Durch die Transaxle-Bauweise ist die Gewichtsverteilung optimal und die sehr genaue und direkte Lenkung animiert zu sportlicher Gangart. Einzig der unsynchronisierte erste Gang erinnert daran, dass das Auto in seinen Grundzügen mittlerweile doch 70 Jahre alt ist, und für Autobahnen waren diese Autos auch nicht gebaut worden.
Der sonore Ton des V6-Motors ist ein akustischer Genuss! Sehr lange ist die Aurelia noch nicht bei mir, aber wir haben doch schon ausgedehnte Fahrten ins Emmental und in den Basler Jura geschafft.
Als Lancia erkannt wird das Auto nicht wirklich oft. Erstens gibt es die legendäre Marke praktisch nicht mehr und ein seltener Anblick ist eine Aurelia B20 GT sowieso. Sie wurde sogar schon für einen Jaguar gehalten!
Ein amüsantes Detail sind die unbeschrifteten und fröhlich verteilten Schalter im Cockpit. So kann es absolut passieren, dass man, um den Scheibenwischer einzuschalten, zuerst mal Licht macht, dann das Gebläse aktiviert, um endlich dann doch noch den richtigen Schalter zu finden. All das macht das Auto für mich aber nur noch liebenswerter und ein Verkauf meiner Aurelia liegt ganz sicher noch in weiter Ferne.