«Was Lamborghini mit wenigen, sehr jungen, z.T Ex-Ferrari-Ingenieuren zustande gebracht hat, ist schon erstaunlich und liess sogar den alten Commendatore Ferrari aufhorchen. Die ersten Modelle, der 350 GT und der 400 GT, mit ihren wunderschönen, von Touring Supperleggera gezeichneten Linien, haben mich seit jeher begeistert, und als ein Bekannter von mir 2017 altershalber seine Sammlung verkleinern wollte, packte ich die Gelegenheit, mir einen Traum zu erfüllen.
Der ursprünglich in Le Locle ausgelieferte Lamborghini war in einem guten und zum Glück sehr originalen Allgemeinzustand. Nach einer längeren Standzeit beim Vorbesitzer musste ich technisch das eine oder andere zwar reparieren und optimieren lassen, aber mit erst 62 000 Kilometern Laufleistung ist der Wagen alles andere als verbraucht. Die Sitze, welche immer noch mit dem originalen Leder bezogen sind, mussten nur neu aufgepolstert werden und bieten jetzt wieder den ursprünglichen Komfort.
Ich bin ein grosser Anhänger von Originalität und versuche wenn immer möglich, die originale Substanz und schöne Patina zu erhalten. Restaurieren kann jeder mit dem entsprechenden Budget, aber original ist ein Auto eben nur einmal.
Der Fachmann meines Vertrauens, Marco Perdicchia in Gossau, versteht meine Philosophie. Der MFK-Experte, welcher dem Wagen nach Abschluss der mechanischen Arbeiten seinen Veteranen-Segen gab, war hin und weg über dessen tollen Zustand.
Vom 400 GT entstand nur eine Handvoll in der von Touring patentierten «Supperleggera»-Bauweise, mit einer auf einem dünnen (und leichten) Stahlrohrgeflecht aufgezogenen Karosserie aus Stahl und Aluminium. Mit seiner Einzelradaufhängung und dem von Giotto Bizzarini entworfenen V12 mit vier oben liegenden Nockenwellen und sechs Doppelvergasern war der Lamborghini-Motor bei seiner Vorstellung 1963 um einiges fortschrittlicher als die Konkurrenz aus Maranello.
Der 400 GT ist sehr schön zu fahren. Der Motor bietet unglaublich Schub und das moderne Fahrwerk, nun mit neuen Michelin-Reifen ausgerüstet, lässt auch eine sehr sportliche Fahrweise zu. Das Getriebe verlangt, typisch Sechziger-Jahre, einen etwas beherzteren Zugriff, und eine korrekte Dosis Zwischengas beim Runterschalten kann nie schaden.
Als bisher längste Fahrt hat uns der 400 GT ohne jegliche Probleme zuerst ins Waadtland, dann ins Tessin und schliesslich via Graubünden wieder an den Zürichsee gebracht.
Mit den grossen Fensterflächen und ohne Klimaanlage wird es allerdings recht warm im Auto und irgendwann ist man schliesslich froh, eine Rast einschalten zu können. Meine Frau fährt aber sehr gerne mit, und die beiden erwachsenen Söhne finden den Lamborghini sowieso genial.
Die Frage eines Verkaufs stellt sich also ganz sicher nicht und unser Lamborghini gehört jetzt schon fast zur Familie.»