«Zu meinem Puch kam ich auf Umwegen. Angefangen hat es 1985 mit einem roten Fiat 500L. Um meiner Frau gegenüber meine etwas zeitintensive Restaurierungsleidenschaft zu legitimieren, wurde der Fiat kurzerhand dazu bestimmt, meinem 1984 geborenen Sohn zu seinem 20. Geburtstag überreicht zu werden.
Dasselbe Prozedere konnte ich auch für meine 1987 geborene Tochter wiederholen, aber nach der Fertigstellung ihres hellblauen 500ers war ich dann an der Reihe. Nach zehnjähriger Suche fand ich einen restaurierungsbedürftigen Abarth 595 SS in der Schweiz, welchen ich komplett restaurierte.
Weitere zehn Jahre später fand ich in Saarbrücken per Zufall einen der äusserst seltenen, nur 120 Mal gebauten Puch 650 TR 2 Europa. Der Wagen hatte ursprünglich einem Metzgermeister in München gehört, welcher ihn rennmässig, unter anderem auch auf dem legendären Nürburgring, einsetzte und ihn schliesslich verkaufte.
Nach weiteren fünf Besitzerwechseln landete er in einem Garten unter einem Fliederbaum und wurde mehr oder weniger vergessen. Diesen Steyr-Puch holte ich mir in die Schweiz und begann, ihn komplett zu restaurieren. Ausser den Spengler- und Malerarbeiten habe ich alles selbst gemacht.
Diese Autos haben äusserlich grosse Ähnlichkeit mit einem Fiat 500, die Technik ist aber grundlegend anders. Diese Exklusivität schlägt sich leider auch in den Ersatzteilpreisen nieder. Alles, wo Puch darauf steht, kostet ca. zehn Mal so viel wie ein vergleichbares Teil vom Fiat.
Der «Steyr-Puch Freundeskreis Deutschland seit 1983» war mir da zum Glück eine wertvolle Hilfe. Mein 650TR hatte rundherum Kampfspuren, war aber sehr original und frei von Rost. Die Restaurierung dieses seltenen Renners dauerte schliesslich nur ein Jahr und nach erfolgreicher Veteranen-MFK wurde er 2006 am Jochpass Memorial zum ersten Mal rennmässig bewegt.
Das Auto ist zwar strassenzugelassen und wir sind mit ihm auch schon bis in den Schwarzwald gereist, normalerweise transportiere ich ihn aber lieber mit meinem (selbst entworfenen und gebauten!) Anhänger.
Für Passanten hat der Puch immer noch einen gewissen «Jöh-Faktor» aber spätestens wenn der Boxer-Motor zum Leben erweckt ist, sieht man nur noch staunende Gesichter.
Das Auto wiegt gerade mal 490 kg und da reichen die 40 PS für ein äusserst sportliches Vorwärtskommen. Die 4-Gang-ZF-Schaltung ist perfekt abgestuft, und überhaupt ist der Puch qualitativ seinem Fiat-Verwandten weit überlegen.
Bei einem Treffen in Regensburg 2011 setzte sich die Rally-Legende Walter Röhrl höchstpersönlich ans Steuer und fuhr die Bergstrecke mit meinem Auto und mir als Passagier. Er hat sich sogar mit seinem Autogramm am Puch verewigt.
Irgendwann geht das Auto an meinen Sohn und er wird sich dann um dessen Pflege und Erhalt kümmern dürfen. Bis dahin hoffe ich aber, noch viele tolle Events mit meinem kleinen Renner bestreiten zu können!»