Sonne auf der Haut und Wind in den Haaren: Was gibt es Schöneres, als eine Spritzfahrt zu den Schweizer Naturpärken zu unternehmen? Sie sind von nationaler Bedeutung, zeichnen sich durch schöne Landschaften, eine reiche Artenvielfalt und hochwertige Kulturgüter aus und bieten spektakuläre Wanderungen.
Wir beginnen unsere Reise in der schönsten Barockstadt der Schweiz, in Solothurn, und fahren direkt zum nahegelegenen Naturpark Thal, einem einzigartigen Naherholungs-und Wandergebiet für Naturliebhaber und Geniesser. Der Naturpark wird von den drei Pässen Weissenstein, Passwang neue und unerwartete Einblicke in die Natur, in die sie sich harmonisch einfügen.
Deichmanns Holzskulpturen und Installationen erlebt man auf dem Holzweg Thal auf eine sinnliche Art, denn sie strahlen viel Ästhetik aus. Die Stille der Natur, die abwechslungsreiche Umgebung, die anregende Kunst, die Spiel-und Erlebnismöglichkeiten sowie die vielfältigen Einrichtungen zum gemütlichen Entspannen sind ein besonderes Erlebnis für Gross und Klein. Der Holzweg Thal ist allerdings kein klassischer Rundweg; die Wege kreuzen sich teilweise und lassen eine freie Routenwahl mit unterschiedlicher Dauer zu. Als Orientierungshilfe befindet sich eine Leitlinie aus roten Holzpflöcken auf allen Wegen. Immer wieder laden Grillplätze und Sitzbänke entlang der Wege zum Verweilen ein. Verlockend, doch wir machen uns nun wieder auf, um das nächste Ziel in Angriff zu nehmen.
Wir fahren zur UNESCO-Welterbe-Stadt La-Chaux-de-Fonds, dem Uhrmacherzentrum und Heimat von Le Corbusier, der hier sein erstes Werk als unabhängiger Architekt und die exotisch anmutende Türkische Villa geschaffen hat. Leider fehlt uns die Zeit, um seine «Maison blanche» zu besichtigen und fahren stattdessen weiter zum Naturpark Parc du Doubs – eines der schönsten Wanderparadiese der Schweiz. Der wilde und majestätische Fluss Doubs gibt dem Park seinen Namen. Auf 40 km ist er Grenzfluss zum gleichnamigen französischen Departement. Im 300 km² grossen Naturpark gibt es jede Menge zu entdecken: Ein Wechselspiel von ausgedehnten Wytweiden und Wäldern prägt die regionaltypische Kulturlandschaft im Naturpark Doubs. Sie ist über Jahrhunderte durch die Viehhaltung und Pferdezucht entstanden. Denn die Freiberge im Kanton Jura sind ein Paradies für Pferde -und dank der geringen Höhendifferenzen auch für Genusswanderer. Am Nordrand der Hochebene fällt das Gelände steil zum Jurafluss Doubs ab, dessen Schluchten auf weiten Strecken die natürliche Grenze zu Frankreich bilden.
Vom pittoresken Städtchen St. Ursanne am Doubs mit seinen mittelalterlichen Häusern, dem Kloster und der wunderschönen vierbogigen Steinbrücke lassen wir uns eine Weile vom wunderbaren Charme verzaubern und fahren dann weiter bis nach Sainte-Croix. Das Dorf liegt auf dem sogenannten «Balcon du Jura» und bietet eine einmalige Aussicht auf das Genferseebecken und die Alpen. Bekannt ist Sainte-Croix aber vor allem für seine Musikautomaten-und Musikdosen-Industrie des 19. Jahrhunderts, die seit kurzem von der UNESCO als Kulturerbe anerkannt wurde. Nach all diesen Eindrücken ist es Zeit, eine Pause einzulegen. Wir schlagen unser Nachtlager in Yverdon-les-Bains auf. Die Übernachtung im 4-Sterne-Hotel «Grand Hôtel des Bains» hat uns dazu verleitet, abends noch die Sprudelbäder, Massagedüsen und Whirlpools des Thermalzentrums zu nutzen – um frisch erholt am Folgetag die nächste Etappe in Angriff zu nehmen.
Wir verlassen die schmucke Altstadt mit ihren mittelalterlichen Gebäuden und ihrem Schloss aus dem 13. Jahrhundert und fahren aufs Land. Genauer gesagt: zum Naturpark Jura vaudois.
Der vom Bund 2013 als regionaler Naturpark anerkannte Waadtländer Park entstand auf Initiative seiner Bewohner. Einsame Wälder, mystische Moore, zerklüftete Karstfelsen, Lichtungen und von Trockensteinmauern umsäumte Weidelandschaften machen den Reiz des regionalen Naturparks aus. Ein gut markiertes Wegnetz von 523 km sind besonders attraktiv für Wanderer und Velofahrer. Der Naturpark Jura vaudois zählt 35 800 Einwohner und 30 Gemeinden, die auf einem Gebiet von 531 km² vereint sind. Die besondere Lage, interessante Geologie und aussergewöhnliche klimatische Verhältnisse prägen die Landschaft am abgeschiedenen Lac de Joux, dem grössten See im Jura. Ausgedehnte Wälder, Weiden und Seen verleihen der Gegend etwas Nordisches. Die Strecke zurück ins Vallée de Joux bietet wunderschöne Panoramen auf Genfer-und Neuenburgersee und wird später mit einem der Blick auf den Lac de Joux belohnt.
Auf dem Heimweg bleibt uns aber noch etwas Zeit für ein weiteres Highlight: den Naturpark Gantrisch in Bern. Man kann durchaus behaupten, dass diese Region zu den ursprünglichsten der Schweiz gehört – die verwinkelte Landschaft ist geprägt von imposanten Schluchten, dicht bewaldeten Höhenzügen und der markanten Gipfelsilhouette der Kalkberge um den Gantrisch selbst. Das Naherholungsgebiet ist leicht von der Bundehauptstadt aus zu erreichen und kann im Rahmen einer äusserst schönen Wanderung besucht werden – zum Beispiel von Gurnigel aus über den Leiterenpass. Grandiose Panoramen begleiten die gesamte Strecke. Oben auf dem Pass eröffnet sich ein atemberaubender Ausblick, der sich vom Stockhorn über Eiger, Mönch und Jungfrau bis hin zu den Waadtländer Alpen erstreckt. Wer eher auf Action steht, dem sei ein Besuch im Seilpark Gantrisch oder dem Klettersteig am Gurnigel empfohlen. Danach steht uns der Sinn jedoch in keiner Weise; die vielen Wanderungen und Fahrten hinterliessen ihre Spuren. Also heisst es für uns: ab nach Hause. Erschöpft, aber mit vielen einmaligen Eindrücken von diesen grandiosen Schweizer Naturpark-Tour.
Text: Elisha Nicolas Schuetz
Bilder: Welcome Bern, D. Carlier, Anthony Brown, Benedikt Fluri, Schweiz Tourismus