Nach dem Entscheid des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig, in deutschen Städten Fahrverbote für Dieselfahrzeuge zuzulassen, ist unter unseren Umweltpolitikern grosse Hektik ausgebrochen. Sie fordern solche Fahrverbote auch für Schweizer Städte. Gestern noch Heilsbringer zur Senkung der CO2-Belastung, werden Dieselfahrzeuge heute als gesundheitsschädliche Dreckschleudern verteufelt.
Die Erfolgsstory der Dieselfahrzeuge hat ihren Anfang in den 70er-Jahren. Nach der Ölkrise waren verbrauchsoptimierte Fahrzeuge gefragt. Deshalb setzte die europäische Autoindustrie auf Dieselmotoren, da sie einen deutlich besseren Wirkungsgrad aufweisen als Benzinmotoren. Damals ging es um einen geringeren Verbrauch fossiler Brennstoffe. Heute geht es darum, die CO2-Belastung zu reduzieren. Zweifelsohne kann die angestrebte Senkung der CO2-Belastung ohne einen bedeutenden Anteil an Dieselfahrzeugen gar nicht erreicht werden. Da sind sich Experten einig. Das heisst, wir brauchen Dieselfahrzeuge, um die angestrebten CO2-Vorgaben zu erreichen.
Die jahrelangen Erhebungen der Umweltfachleute des BAFU zeigen eine äusserst positive Entwicklung in der Luftreinheit. So konnte die Konzentration von Schwefeldioxid (SO2) in der Luft in den letzten beiden Jahrzehnten um fast 90 Prozent, diejenige von Stickoxiden (NOx) um ein Drittel und die Feinstaubbelastung um gut die Hälfte reduziert werden. Dieser grosse Erfolg ist nicht zuletzt den Dieselfahrzeugen zu verdanken. Soweit die Fakten.
Seit dem Dieselskandal 2015 hat der Wind gedreht. Dieselben Stimmen, die noch vor kurzem den Diesel als Heilsbringer für bessere CO2-Werte hochgepriesen haben, verunglimpfen diesen jetzt als gesundheitsschädliche «Dreckschleudern».
Es versteht sich von selbst, dass Mauscheleien mit verfälschten Abgaswerten und illegalen Abschaltvorrichtungen, wie sie von mindestens einem deutschen Hersteller betrieben worden sind, nicht toleriert werden können. Der ACS Schweiz erwartet deshalb auch von den betroffenen Herstellern, dass sie ihre begangenen Fehler umgehend korrigieren und dies selbstverständlich ohne jegliche Kosten für die betroffenen Dieselfahrzeug-Besitzer. Wir werden uns dafür einsetzen, dass die betroffenen Dieselfahrzeugbesitzer in der Schweiz gleichbehandelt werden, wie diejenigen in Deutschland. Eine Länderdiskriminierung werden wir nicht tolerieren. Sollte ein Preiszerfall bei gebrauchten Dieselfahrzeugen sichtbar werden, wird der ACS das direkte Gespräch mit den Autoimporteuren suchen.
Eine Überreaktion in Form einer Verunglimpfung oder sogar eines Verbots der ganzen Technologie aufgrund dieser Vorkommnisse ist aus Sicht des ACS aber total verfehlt. Politisch motivierte Verbote behindern die nur Weiterentwicklung. Zudem bringen Fahrverbote dem Klima überhaupt nichts. Wir werden unseren ganzen politischen Einfluss gegen Fahrverbote für Dieselfahrzeuge geltend machen. Es kann nicht angehen, dass Automobilisten, die sich aus Vernunftsgründen für einen Diesel entschieden haben, jetzt dafür bestraft werden sollen.
Thomas Hurter
Zentralpräsident
Automobil Club der Schweiz