Nach sieben Jahren erhält der Lexus NX einen neu entwickelten Nachfolger. Das Besondere daran: Die zweite Generation des Midsize-SUV wird nicht nur mit einem regulären Hybrid-, sondern auch mit einem Plug-in-Hybridantrieb angeboten. Der NX 450h+ ist der erste Hybrid der edlen Toyota-Tochter mit einem Steckeranschluss. Dank der Möglichkeit externen Strom nachzutanken, stromert er rein elektrisch bis zu 76 Kilometer weit.
Der Lexus NX gibt mit seinen scharf gezeichneten Linien und Sicken optisch den Dynamiker. Als Erkennungszeichen trägt auch der Neue den markanten, riesigen Sechseck-Kühlergrill an seiner Frontpartie, jedoch wird er von schlanken Bi-LED-Scheinwerfern flankiert. In den höheren Ausstattungsstufen bestehen die Lichtelemente aus elf LED-Einheiten, die darüber hinaus mit adaptivem Fernlicht die Umgebung besser ausleuchten. Einen sportlichen Eindruck hinterlässt der NX auch von hinten. Im Gegensatz zu der sonst kantigen Formensprache wurde das Heck jedoch glattflächig und rund gestaltet. Die neuen Rückleuchten sind zu einem durchgängigen LED-Band zusammengefasst.
Stolz verkünden die Japaner, dass sie 95 Prozent aller Bauteile für den NX erneuert haben. Ausserdem steht er auf der modularen GA-K-Plattform. Es ist die gleiche Architektur, auf der auch der Toyota-Bruder RAV4 aufbaut. Daher hat der 4,66 Meter lange NX bei den Abmessungen nur minimal zugelegt. Am höchsten ist der Zuwachs beim Radstand, der mit 2,69 Metern um drei Zentimeter gewachsen ist. Das verschafft vor allem den hinteren Passagieren etwas mehr Platz.
Reichlich Feinschliff gab es im Innern. Insbesondere das neu gestaltete Cockpit ist ein gewaltiger Fortschritt. Kein Vergleich mehr zu seinem Vorgänger; der neue NX präsentiert sich hochmodern und übersichtlich. Der Fahrer blickt auf hochauflösende Digitalinstrumente sowie ein Head-up-Display. Rechts daneben breitet sich ein bis zu 14 Zoll grosses Multimediasystem aus. Lobenswert: Während beim Vorgänger noch umständlich mit einem Touchpad durch die Menüs hantiert werden musste, hat es Lexus gegen einen intuitiv bedienbaren Touchscreen ausgetauscht. Der Bildschirm kann ebenso über die Sensortasten vom Lenkrad oder noch bequemer per Sprachsteuerung bedient werden.
Nach wie vor ist das Ambiente im Japaner sehr gediegen. Feines Leder, hochwertige Materialien sowie eine sorgfältige Verarbeitung machen den Lexus zu einem Wohlfühltempel. Auch das Raumangebot passt. Der Fahrer und Beifahrer sitzen auf bequemen Sitzen und in der zweiten Reihe ist die Bewegungsfreiheit ebenfalls in Ordnung. Zwar fällt das Kofferraumvolumen mit 545 bis 1436 Liter im Vergleich zum Vorgänger etwas kleiner aus, doch ist es den meisten Transportaufgaben gewachsen (beim alten Modell waren es 555 bis 1600 Liter).
Zwei Hybride stehen für den Lexus NX im Angebot – einmal mit und einmal ohne Stecker. Der NX 350h hat eine Systemleistung von 244 PS (179 kW), beim serienmässig mit Allrad ausgerüsteten NX 450h+ liegt sie dagegen bei satten 309 PS (227 kW). Neben dem 2,5-Liter-Vierzylinder-Benziner verfügt das neue Plug-in-Topmodell über einen 136 kW (182 PS) starken Elektromotor vorne, sowie einen weiteren E-Motor mit 40 kW (54 PS) an der Hinterachse. Ebenfalls im Heck untergebracht ist die Lithiumionen-Batterie, die mit einer hohen Kapazität von 18,1 kWh mehr Strom bunkert als die Wettbewerber.
Unser NX 450h+ kommt frisch von der
Ladesäule, daher fahren wir mit vollgefülltem Speicherdepot und natürlich rein
elektrisch los. Es dauert eine Weile, bis sich der Verbrenner hinzuschaltet,
dann beginnt das gewohnte Wechselspiel. Im Vergleich zum alten NX benimmt sich
der Nachfolger spürbar agiler. Lexus hat neben dem Fahrwerk auch die Lenkung
neu abgestimmt und das merkt man sofort. Zudem hat der Plug-in-Hybrid jede Menge
Kraft. Wenn alle drei Motoren boosten beschleunigt der NX 450h+ in druckvollen
6,3 Sekunden von null auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit ist allerdings
auf 200 km/h elektronisch begrenzt.
Dennoch bereitet die spontane Leistungsentfaltung viel Spass, auch wenn der
Benziner – trotz guter Geräuschdämmung – bei voller Beschleunigung so manches
Mal laut aufheult. Selbstverständlich kann bei so einer flotten Gangart der
niedrige Normverbrauch von nur 1,1 Litern nie eingehalten werden – auch wenn
der Lexus mit bis zu 135 km/h elektrisch stromern kann. Daher geht´s gemächlich
weiter, während sich der Bordcomputer bei 3,2 Litern einpendelt.
Seine Stärken liegen ohnehin mehr in der Stadt und auf der Landstrasse, weil
der Plug-in-Hybrid dann wesentlich häufiger rekuperieren kann. Insbesondere in
der City, wo die elektrische Reichweite im Idealfall von 76 auf bis zu 98
Kilometer ansteigt. Sind die Akkus erschöpft, lädt der NX 450h+ mit seinem
6,6-kW-Bordlader die Akkus in recht flotten zweieinhalb Stunden wieder auf.
Preislich startet der Lexus NX 450h+ in der Basisversion «Comfort» bei CHF
74'900.-. Etwas tiefer muss man für den «FSport» und «Excellence» (beide ab 83'900.-)
in die Taschen greifen.
Der NX 450h+ von Lexus ist ein luxuriöser SUV mit einem optisch sehr sportlichen Auftritt. In der Stadt gleitet er meist nahezu lautlos und emissionsfrei über den Asphalt. Sperrzonen sind für ihn also kein Problem. Trotzdem steht für längere Fahrten ein 309 PS/391 Nm starker 2,5-Liter-Reihenvierzylinder-Benzinmoter zur Verfügung. Dazu gibt es Allradantrieb. Also ein perfektes SUV für die Schweizer Topografie. Preislich liegt Lexus mit dem NX 450h+ auf Augenhöhe mit der etablierteren deutschen Konkurrenz.
Text: Markus Rutishauser/aum