Camping-Urlaub liegt im Trend. Viele Einsteiger gehen zum ersten Mal mit einem Reisemobil auf Tour gehen. Grund genug, sich vorher mit den neuen Dimensionen und den Besonderheiten des Fahrzeugs vertraut zu machen.
Frau und Herr Schweizer lechzen nach Urlaub. Auf den Strassen machen sich mit Beginn der wärmeren Jahreszeit viele Reisemobile auf den Weg. Und viele ihrer Chauffeure sind aufgrund des Caravan-Booms zum ersten Mal mit einem Fahrzeug unterwegs, das meist deutlich breiter und höher als zwei Meter ist. Auch die Länge stellt mit sechs und mehr Metern neue Herausforderungen, das Gewicht von bis zu 3,5 Tonnen und mehr ebenso. Grund genug, vor Fahrtantritt ein paar Proberunden zu drehen.
Ein Grossparkplatz bietet hierfür an einem Wochenende die besten Voraussetzungen, sich mit Grösse und Gewicht vertraut zu machen, meinen die Experten des ACS. Dass ein Wohnmobil deutlich gemütlicher beschleunigt als eine Limousine, merkt jeder auf Anhieb. Dass dessen Bremsweg jedoch deutlich länger ist, wird hoffentlich nicht erst bei einem Notstopp klar. Deshalb heisst es, immer auf den ausreichenden Sicherheitsabstand zu achten. Auch in Kurven oder bei Ausweichmanövern bewegt sich das Mobil behäbiger als ein Personenwagen. Sein Schwerpunkt liegt wesentlich höher, die grosse Seitenflächen machen empfindlich gegen Seitenwind.
Stauraum gibt es in den meisten Reisemobilen im Überfluss. Die Grenze zieht da eher die erlaubte Zuladung, die schneller erreicht ist als mancher ahnt. Denn die Hersteller geben meist nur die Basisgewichte an, alles, was als Extra bestellt wird, schmälert das Gewicht, das an Ausrüstung und Vorräten eingepackt werden darf. Ein Beispiel? Ein teilintegriertes Mobil wiegt 2950 kg, es scheint also satte 550 kg Zuladung zu erlauben. Aber der Besitzer hat eine Markise bestellt (30 kg), eine Sat-TV-Anlage (20 kg), die Klimaanlage bringt es auf 15 kg und die Solaranlage mit grösserer Batterie schmälert die Zuladung nochmal um 30 kg. Die Zuladung sinkt so um fast zwei Zentner.
Wenn jetzt vier Camper an Bord gehen, ihre Fahrräder in die Heckgarage schieben, eine Kabeltrommel, Adapterkabel und Auffahrkeile einpacken, Vorräte sowie Garderobe verstauen und am Ende gar den 100 Liter grossen Frischwassertank voll machen, haben sie die 3,5-Tonnen-Grenze schon weit hinter sich gelassen. Überladen sinken Fahr-Tauglichkeit und -Sicherheit des Mobils. Der Bremsweg verlängert sich noch einmal, die Reifen werden überstrapaziert. Zudem drohen bei Überladung kräftige Bussen, in extremen Fällen darf das Fahrzeug nicht weiterfahren.
Die beste Kontrolle ermöglicht eine Fahrt zur Waage. Sie ist zum Beispiel bei vielen städtischen Entsorgungsstellen bzw. Werkhöfen zu finden. Wer alleine mit dem unbeladenen Fahrzeug das Gewicht ermittelt, muss jedes Ausrüstungsstück daheim vor dem Umladen auf die Waage legen. Das Gewicht der Mitfahrer sollte bekannt sein und muss ebenfalls addiert werden. Bei modernen Mobilen gibt es Frischwassertanks, die sich kontrolliert mit einem Reisevorrat von 10 oder 20 Litern befüllen lassen, erst am Urlaubsziel wird dann die volle Kapazität genutzt.
Gute Reisevorbereitung ist für erholsame Ferien überaus wichtig. Wer erst kurz vor dem Abendessen beginnt, einen freien Stell- oder Campingplatz zu suchen, wird meist nicht mehr fündig. Eine vorherige Reservierung des Übernachtungsplatzes ist deshalb unabdingbar. Zumal viele Anbieter in Corona-Zeiten keine Urlauber ohne Voranmeldung aufnehmen. Zur Not finden sich vielleicht Parkplätze an Überlandstrassen und Autobahnen, auf denen das Übernachten «zum Zweck der Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit» erlaubt ist. Wohlgemerkt – Übernachten, nicht Campieren.
Text: mk/mru
Bild: zVg