Am 14. Mai 2020 hat das Bundesamt für Umwelt eine Studie zum Thema «Plastik in der Schweizer Umwelt» veröffentlicht. Diese stellt fest, dass von den 14 Tonnen Plastik, die jährlich in der Schweiz in die Natur gelangen, etwas mehr als die Hälfte durch den Abrieb der Pneus im Strassenverkehr verschuldet seien. Ein grosser Teil davon soll gemäss der Studie in Böden und Gewässern gelangen, da nur rund ein Viertel von Abwasseranlagen abgefangen werde. Einmal mehr muss also der Strassenverkehr als Sündenbock für eine Thematik herhalten, in der er zwar eine Rolle spielt, aber bei weitem nicht der einzige Beteiligte ist.
Das Thema hat SP-Nationalrätin und Präsidentin von Pro Natura, Ursula
Schneider Schüttel auf den Plan gerufen, die zu einem früheren Zeitpunkt
bereits ein Postulat zum Thema « Reifenabrieb als grösste Quelle von
Mikroplastik Massnahmen zur Verminderung» eingereicht hat. Darin fordert sie Studien und
Abklärungen, die Lösungen zum Zurückhalten des Mikroplastiks aufzeigen sollen.
Aus meiner Sicht ist dies reine Symbolpolitik. Zudem gibt es aktuell
keine Alternative zu den heutigen Pneus. Auf Fahrzeugreifen aus Gummi mit
genügend Profil können wir auch im Interesse der Verkehrssicherheit nicht
verzichten. Sie verkürzen den Bremsweg und garantieren Haftung und
Rutschfestigkeit, genauso wie Gummisohlen an unseren Schuhen. Zudem tragen unsere
Pneus neben der Sicherstellung der Bremsfähigkeit auch zur Kraftstoffeffizient
des Fahrzeugs bei.
Dazu kommt, dass wir hier
in der Schweiz keine eigene Reifenproduktion haben und deshalb unsere Reifen
vor allem aus dem EU-Raum importieren. Aus diesem Grund macht ein Alleingang der
Schweiz keinen Sinn. Es ist illusorisch zu glauben, dass wir Einfluss auf die
Reifenproduktion und die Forschung in diesem Bereich nehmen können. Deswegen
benötigen wir keine neue Studie darüber, mit welchen Massnahmen der Abrieb
verringert oder wie dieser besser zurückgehalten werden könne. Wie zu vielen
anderen, gibt es auch zu diesem Thema schon genügend Studien.
Um die Mikrogummiteile,
die beim Abrieb der Reifen entstehen, so gut wie möglich aufzufangen, hat der Bund
für die Nationalstrassen spezielle Abwasserbehandlungsanlagen in Betrieb. Auf
Ebene der Kantone und Gemeinden ist dies leider weniger der Fall. Wenn also
dazu beigetragen werden soll, dass mehr von dem durch Reifenabrieb verursachten
Mikroplastik zurückgehalten werden soll, muss dies auf kantonaler und
kommunaler Ebene geschehen. Sie sind für ihre Strassen selber zuständig, das
ist nicht Sache des Bundes. Und genau deshalb sehe ich keine Notwendigkeit für
einen solchen Vorstoss. Dieser bringt, bis auf weitere Kosten , nichts, zumal der Bund sich bereits 2017 nach einer
entsprechenden Interpellation dazu verpflichtet hat, die Thematik rund um die
Mikroplastics näher anzuschauen.
Autor: Thomas Hurter