19.04.2024
Am 24. November 2024 stimmen wir über die vom Parlament im Rahmen des Strategischen Entwicklungsprogramm (STEP) beschlossenen Investitionen in unser Nationalstrassennetz zur Beseitigung diverser Engpässe in den Agglomerationen ab. Es geht um die Umsetzung von sechsEng baureifen Projekten in den Regionen Basel, Bern, Raum Genf-Lausanne, Schaffhausen, und St. Gallen. Nach dem Parlamentsbeschluss im September 2023 haben diverse Verbände das Referendum ergriffen, weshalb nun das Stimmvolk über das Investitionspaket befinden wird.
Als Nationalrat
und Mitglied der Verkehrskommission des Nationalrats ist ACS Zentralpräsident,
Thomas Hurter, hautnah dran am verkehrspolitischen Geschehen in Bundesbern. Im
folgenden Interview erfahren Sie von ihm Näheres zum Investitionspaket im
Rahmen des STEP und weshalb wir nicht auf den Ausbau unseres
Nationalstrassennetzes verzichten können.
Thomas
Hurter, im Rahmen des STEP sind bis 2030 Investitionen in der Höhe von 11.6
Milliarden Franken geplant. Wie sollen diese Mittel eingesetzt werden?
Thomas Hurter: Mit
den Mitteln soll die Funktionsfähigkeit des Nationalstrassen-netzes erhalten
bleiben. Das Geld wird in den Betrieb, den Unterhalt und in punktuelle Engpassbeseitigungen investiert. Entgegen den Aussagen der Gegner dieses
Investitionspakets, wird das Strassennetz nicht erweitert. Es bleibt unverändert.
Die bestehenden Strassen werden lediglich verbreitert oder es werden Entlastungstunnels
gebaut. Es geht also um eine punktuelle Kapazitätserweiterung des bestehenden
Strassennetzes. Dabei darf nicht vergessen werden, dass ein gut
funktionierendes Nationalstrassennetz den Ausweichverkehr in die
Agglomerationen vermeidet.
Der
Bundesrat hatte dem Parlament für den ersten Schritt, den STEP 2023 fünf
baureife Projekte präsentiert, welchen dieses zugestimmt hat. Können Sie uns
die diversen Projekte bitte kurz vorstellen?
T.H. Es sind
wie gesagt insgesamt sechs Projekte, verteilt über diverse Landesregionen. Zum einen ist
da der Rheintunnel in Basel. Er wird das untergeordnete Strassennetz der
Agglomeration Basel entlasten und den Verkehr verflüssigen. Damit können einerseits
die Verkehrssicherheit erhöht und andererseits die Staustunden reduziert
werden. Zudem steht mit dem Rheintunnel bei Störungen auf der Osttangente eine
Alternativstrecke zur Verfügung.
Im Raum Bern
ist die Fahrspurergänzung Wankdorf – Schönbühl und Schönbühl – Kirchberg
Kernstück der Weiterentwicklung der Nationalstrassennetzes im Bereich
Bern-Nord. So können auch hier die Sicherheit erhöht und Staus reduziert werden. Hier wird zuerst das Projekt
Wankdorf – Schönbühl realisiert, im Anschluss daran folgt die Umsetzung des Projekts
Schönbühl – Kirchberg.
In der
Westschweiz gibt es zwischen Le Vengeron und dem Anschluss Nyon
auf einer Länge von 19 Kilometern eine Verbreiterung der Autobahn auf drei
Fahrstreifen pro Fahrtrichtung. Diese dienen der Engpassbeseitigung auf der A1
zwischen Genf, Coppet und Nyon. Zudem werden dadurch der Verkehrsfluss
auf der Kantonsstrasse und die Effizienz der Autobahnanschlüsse verbessert.
Ein weiteres
Projekt liegt sozusagen vor meiner Haustüre. Es handelt sich um den Abschnitt
der A4 im Kanton Schaffhausen. Er ist eine Schlüsselstelle für den
regionalen Verkehr und Teil einer wichtigen Nord-Süd-Transitachse. Das zentrale
Element des Projekts «A4 Engpassbeseitigung Schaffhausen-Süd – Herblingen» ist
der Bau einer zweiten Röhre des Fäsenstaubtunnels. Er wird einerseits
ermöglichen den Verkehr dereinst richtungsgetrennt zu führen und so die
Verkehrssicherheit zu erhöhen. Auf der anderen Seite wird er als Ersatztunnel
während der Sanierung der bestehenden Tunnelröhre dienen.
In St.
Gallen wird im Rosenbergtunnel eine 3. Röhre entstehen. Sie ist
sowohl für die Sanierung der bestehenden Röhre des Rosenbergtunnels notwendig
als auch zentrales Element der Engpassbeseitigung in Richtung St. Margrethen.
Sie haben
mehrfach erwähnt, dass die geplanten Projekte nebst der Beseitigung der
Engpässe auch die Verkehrssicherheit erhöhen. Können Sie uns bitte kurz
erläutern, wodurch die Sicherheit erhöht wird?
T.H. Die Ausbauprojekte
tragen damit zur Verkehrssicherheit, weil durch sie sichergestellt wird, dass
der Verkehr stetig fliessen kann, es zu geringerer Staubildung und damit auch
zu weniger Unfällen kommt. Dies verdeutlicht beispielsweise die dritte Röhre
des Gubrist-Tunnels. Gemäss Zahlen des ASTRA hat im ersten Halbjahr nach der
Eröffnung die Anzahl Verkehrsunfälle gegenüber der Periode vor Baubeginn um 75
%. Das ist enorm. Dort, wo zusätzliche Tunnelröhren realisiert werden, kann das
Unfallrisiko durch die richtungsgetrennte Verkehrsführung um ein Vielfaches
reduziert werden. Weiter geht es darum, denn Sicherheitsstand auf den
Nationalstrassen weiterzuentwickeln sowie richtungsgetrennte Fahrbahnen zu
realisieren. Der Ausbau trägt also ganz wesentlich zur Verbesserung der
Verkehrssicherheit bei.
Die Gegner
des Investitionspakets argumentieren damit, dass mehr Strassen zu mehr Verkehr
führen würden. Was entgegnen Sie ihnen?
T.H. Es ist ein
Mythos, dass durch den Ausbau der Strassen, automatisch mehr Verkehr entsteht. Mit
dem Ausbau der Nationalstrassen wird es nicht zu einem Anstieg des
Strassenverkehrs kommen. Stattdessen wird eine Verschiebung stattfinden, und
zwar vom nachgelagerten Strassennetz auf die Nationalstrassen. Damit wird das
Ziel erfüllt, den Verkehr schnell und effizient über die Nationalstrassen abzuwickeln.
Damit kann der Ausweichverkehr vermieden werden, der heute aufgrund der Kapazitätsengpässe
auf den Nationalstrassen, auf den Kantons- und Gemeindestrassen auftritt.
Die
Investitionen bis 2030 sollen 11.6 Milliarden Franken betragen. Woher sollen
diese finanziellen Mittel kommen?
T.H.: Der Fonds
für die Nationalstrassen und den Agglomerationsverkehr (NAF) bildet die
finanzielle Grundlage für den Bund, um die Finanzierung von Nationalstrassen
und Projekten des Agglomerationsverkehrs sicherzustellen. Die dort enthaltenen
Mittel stammen aus Abgaben, die vom Individualverkehr geleistet werden
(Mineralölsteuerzugschlag, Autobahnvignette, Automobilsteuer, Mineralölsteuer.
Ihre Verwendung ist zweckgebunden, deshalb stehen diese Finanzmittel für den
Unterhalt, den Betrieb und den Ausbau des Nationalstrassennetzes zur Verfügung.
Der Nationalstrassenausbau steht also nicht in Konkurrenz zu anderen
Bundesaufgaben.
Weshalb ist
ein JA zu den geplanten Investitionen im Rahmen des STEP 2030 an der Urne so
wichtig?
T.H.: Diese
Abstimmung wird wegweisend für die Zukunft unserer Nationalstrassen sein. Denn
die Kapazitätsgrenzen unseres Nationalstrassen-netzes sind bereits heute
erreicht. Seit 1990 ist der Verkehr auf Nationalstrassen um 136% gewachsen! Das
bedeutet, dass sich ohne die geplanten Ausbauprojekte die Engpasssituationen
weiter verschlimmern werden. Aufgrund des Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums
wird die Nachfrage im Strassenverkehr weiterwachsen. Um unseren Wohlstand und
eine funktionierende Wirtschaft zu gewährleisten, muss das Nationalstrassennetz
aber auch in Zukunft leistungsfähig bleiben. So werden zum Beispiel heute rund
70% des strassenseitigen Güterverkehrs über die Nationalstrassen abgewickelt. Zudem
müssen wir den Unterhalt und den Betrieb unserer Nationalstrasseninfrastruktur
sicherstellen. Kurz zusammengefasst: Die Investitionen in unser
Nationalstrassennetz sichern die Zukunft unserer individuellen Mobilität.
Wird sich
der ACS in diesem Abstimmungskampf engagieren?
Auf jeden Fall.
Der ACS hat das vom Bundesrat vorgeschlagene Investitionspaket im Rahmen des
STEP 2030 schon im Vorfeld der Debatten im Parlament unterstützt und sich bei
den beiden Kammern für eine Befürwortung desselben eingesetzt. Wir werden uns
auch im Abstimmungskampf aktiv auf allen Ebenen für ein JA zu den Ausbauplänen
des Bundes einsetzen, damit die Zukunft unseres Nationalstrassennetzes
gewährleistet werden kann.